Katze und Mensch – die unvergleichliche Faszination für Samtpfoten
05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Eine wichtige Erkenntnis aus der Geschichte der Haustierhaltung lautet, dass es Hundebesitzer und Katzenpersonal gibt, eine andere, dass es kein geheimnisvolleres Tier als die Katze gibt. Katzen sind vielmehr als nur Haustiere, sie sind Freunde, Gefährten, Seelentröster, Therapeuten, WG-Partner und vieles mehr.
Acht Millionen Hauskatzen tigern durch deutsche Haushalte, sind unabhängig, eigenwillig, intelligent, einzigartig und verstehen es, ihre Menschen um die Samtpfoten zu wickeln. Wir unsererseits sind begeistert von ihrer Schönheit, Eleganz und Individualität.
Eine harmonische Beziehung zwischen Katze und Mensch zeichnet sich durch eine besondere Art von Respekt und Vertrauen aus. Nicht zuletzt ihre Souveränität ist es, die die Katze zum Lieblingstier viele Menschen macht: Wenn die Katze beschließt, einem Menschen ihre Zuneigung zu schenken, ist das eine große Ehre.
Bevor Katzen die menschlichen Wohnstuben eroberten und dort die Rolle der geheimnisvollen Gesellschafter übernahmen, hatten sie sich anderweitig Respekt verschafft: Die ersten Katzen, die die Nähe der Menschen suchten, stammten aus dem Gebiet zwischen dem heutigen Irak und Jordanien. Ihre wilden Vorfahren waren wahrscheinlich die Falbkatzen. Erstaunlich ist der Umstand, dass die ersten domestizierten Katzen sich aus freien Stücken den Menschen anschlossen. Mit beginnender Sesshaftigkeit fanden die Tiere nahe der Siedlungen neue Futterquellen vor. Das waren zum einen Abfälle der Menschen, zum anderen ein vermehrtes Angebot an Nagetieren, die sich über die Getreidevorräte hermachten. Es dauerte wohl nicht lange, bis sich daraus für beide Seiten ein Gewinn herauskristallisierte: Ihr Nutzen als Mäusevertilger verschaffte der Katze hohes Ansehen, das sich bis zu religiöser Verehrung im alten Ägypten steigerte.
Die Ausbreitung der Katze nach Europa erfolgte zunächst vereinzelt in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten und kam im Mittelalter in Schwung. Bis dahin hatten hierzulande gezähmte Frettchen und Iltisse Haushalte und Vorratskammern mäusefrei gehalten.
Der Umschwung vom eher im ländlichen Umfeld lebenden Bauernhoftier zum Hausgefährten der Menschen erfolgte vergleichsweise spät im Zuge der industriellen Revolution. Zuvor waren Hauskatzen als Gesellschafter allenfalls in vornehmeren Haushalten zu finden. Mit dem Einzug der Katzen in die Wohnstuben kamen auch die ersten systematischen Rassekatzenzuchten auf. Da sich die Katze erst spät von der selbstständig ihre Aufgabe bewältigende Mitbewohnerin zum Haustier entwickelte, hat sie sich bis heute ihre weitgehend unabhängige Natur erhalten. Gerade dieses Wildtiernaturell, verbunden mit der Zuneigung zu ihrem Halter – die sich niemals erzwingen lässt – macht die Katze für Menschen so faszinierend.
Samtpfoten in menschlicher Obhut sind immer für Überraschungen gut und haben sich ihren eigenwilligen Charakter bewahrt. Als Stubenkatzen nehmen sie die Wohnung als Revier in Beschlag, als Freigänger auch angrenzende Grundstücke. Mit großer Selbstverständlichkeit erwarten sie eine angemessen respektvolle Behandlung seitens ihrer Menschen. Ein möglicher Grund dafür, der Katzenfreunde wenig überraschen wird: Laut Studien britischer Verhaltensforscher sehen Katzen die Menschen im Haushalt eher als ihresgleichen denn als überlegene Wesen an. Eine Katze begegnet uns „auf Augenhöhe“ und hat folgerichtig keinen Anlass für devotes Verhalten.
Was ist es aber, das uns so sehr an Katzen fasziniert?
Bei aller Unabhängigkeit sind Katzen dafür bekannt, tiefe emotionale Bindungen mit ihrem Menschen einzugehen. Das lässt sich ganz ohne vermeintliche Vermenschlichung feststellen. Katzen sind wählerisch und schenken nicht jedem ihre Zuneigung. Haben sie sich aber ihren Lieblingsmenschen erkoren, hängen sie mit großer Zärtlichkeit und Treue an ihm und beweisen das mit offensichtlichen sowie subtilen Gesten. Ohne Zweifel gibt es auch unter Katzen fröhliche und sogar „aufdringliche“ Energiebündel, die Liebesbekundungen von Katzen sind aber in der Regel eher dezent und leise. Das Köpfchen reiben, an den Beinen entlang streichen, entspanntes Schnurren und Treteln – all das tun Katzen nur bei Menschen, zu denen sie Vertrauen haben. Außerdem beweisen Katzen eine hohe Sensibilität für menschliche Stimmungen. Sie reagieren mit erstaunlichem Feingefühl auf Trauer, Frust oder Schmerz ihres Menschen. Die Katze springt ihrem menschlichen Mitbewohner in solchen Fällen als Tröster bei oder versucht, ihn aufzuheitern. Auf diese Freiwilligkeit und bedingungslose Ehrlichkeit kannst du als Mensch stolz sein.
Katzen im Haushalt erhöhen die Lebensqualität. Effekte wie der Rückgang von Stress oder eine Senkung von zu hohem Blutdruck in Gegenwart von Katzen sind wissenschaftlich belegt. Katzen haben sich als samtpfötige Therapeuten bewährt, unter anderem in der Arbeit mit autistischen Kindern und Menschen mit depressiven Erkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen. Katzen sind heute nicht mehr hauptberufliche Mäusefänger, sondern trumpfen als tierische Experten für soziales Zusammenleben auf.
Davon profitieren neben Katzenfreunden vor allem folgende Personengruppen:
- Senioren: Katzen sind für ältere Menschen hervorragende Hausgenossen. Anders als Hunde müssen sie nicht regelmäßig Gassi gehen, was die Haltung für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit erleichtert. Die sinnstiftende Verantwortung für das Tier und die liebevolle Zuneigung der Katze sind für beide Seiten ein großer Gewinn.
- Singles: Alleinstehende Menschen fühlen sich oft ganz besonders zu Katzen hingezogen. Natürlich kann eine Katze nicht die menschliche Gesellschaft ersetzen; ihre Anwesenheit tut der menschlichen Psyche jedoch gut.
- Kinder: Wachsen Kinder gemeinsam mit Katzen auf, entwickeln sie sich in der Regel zu besonders rücksichtsvollen und feinfühligen Zeitgenossen. Der Umgang mit der Katze sensibilisiert sie für ein respektvolles und umsichtiges Verhalten. Katzen zeigen ihrerseits oft großes Interesse und Zärtlichkeit für Menschenbabys. Als Erwachsener solltest du allerdings gerade bei kleinen, noch ungestümen Kindern immer die Situation im Blick behalten: Sehr junge Kinder verstehen die Körpersignale der Katze noch nicht, sodass es zu beiderseitigen Missverständnissen kommen kann.