Welpen alleine lassen üben – so geht’s
23.09.2024 - Lesedauer: 11 Minuten
Hunde sind Rudeltiere und soziale Wesen. Kein Wunder also, dass es gerade Welpen schwerfällt, allein zu bleiben. Dennoch ist es sehr wichtig, dass ein Welpe das Alleinbleiben lernt. Übung macht auch hier den Meister, und mit ein paar Tricks wird dein Vierbeiner schnell lernen, dich mal gehen zu lassen. Da auch beim Alleinbleiben der Grundsatz „Früh übt sich“ gilt, solltest du erste Übungen bereits mit deinem Welpen machen.
- Welpen alleine lassen – ab welchem Alter?
- Welpen allein lassen üben: Trainingsplan
- Die ersten Übungen
- Welpen alleine lassen üben: Box
- Der große Schritt vor die Tür
- Wie lange darf ein Welpe alleine bleiben?
- Alleinlassen mit erwachsenen Hunden üben
- Welpen allein lassen – schlechtes Gewissen?
- 5 Tipps: So machst du deinem Welpen das alleine bleiben leichter
- Welpen alleine lassen – das sind die Tabus
Normalerweise wird ein Welpe mit etwa zwölf Wochen von seiner Mutter und seinen Geschwistern getrennt. Er verliert in diesem Moment sein Geschwisterrudel und seine ihn umsorgende Hundemutter. Das ist ein großer Einschnitt in seinem Leben, und er braucht etwas Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Es ist nun deine Aufgabe, die Verantwortung für den Kleinen zu übernehmen und ihm Sicherheit, Geborgenheit und Zuneigung zu schenken.
Im neuen Zuhause angekommen, muss dein Welpe zunächst die erste Trennung überstehen und sich gleichzeitig an seine neue Bezugsperson bzw. Menschenfamilie gewöhnen. Für ihn ist alles aufregend – oder beängstigend: Ein ungewohnter Tagesablauf, ihm unbekannte Geräusche, Stimmen und Gerüche stellen echte Schwerstarbeit für den jungen Hund dar und müssen erst einmal verarbeitet werden.
Bereits in den ersten gemeinsamen Tagen wird der Grundstein für seine Beziehung zu dir gelegt: Dein Welpe muss jetzt zuallererst Vertrauen aufbauen und sich an dich binden. In den ersten Tagen ist also noch überhaupt nicht daran zu denken, deinen kleinen Vierbeiner allein zu lassen. Erst einmal muss sich dein Welpe im neuen Heim sicher und geborgen fühlen. Gönne ihm daher ausreichend Eingewöhnungszeit.
Tipp: Damit dein Welpe sich zu einem gut sozialisierten erwachsenen Hund entwickelt, sollte er auf keinen Fall zu früh von seiner Hundemutter getrennt werden. Eine zu zeitige Trennung, beispielsweise schon mit acht Wochen, kann bei dem jungen Hund Verlustängste verursachen. Für die mentale Entwicklung des Welpen ist es außerdem wichtig, dass er bis zu seiner 15. Lebenswoche nicht allein gelassen wird.
Mit etwa fünf Monaten ist dein Welpe bereit, mit dem Training zu beginnen. Jeder Hund verhält sich anders, wenn die Bezugsperson das Zimmer oder die Wohnung verlässt. Vielleicht hast du Glück und dein kleiner Vierbeiner rollt sich in seinem Körbchen zusammen und schläft. Dies ist aber eher die Ausnahme. Die meisten Welpen werden nervös, beginnen zu bellen oder zu winseln. Einige machen sich aus Frustration und zur Stressbewältigung an der Wohnungseinrichtung zu schaffen. Daher musst du üben, den Welpen alleine zu lassen.
Bereits dein Gang ins Badezimmer lässt sich hervorragend als erste Übung gestalten. Ziel dieses alltäglichen Trainings ist es, deinem Welpen klarzumachen: „Ich gehe allein in dieses Zimmer und komme gleich wieder zurück.“
Für den Welpen muss dieses „plötzliche Verschwinden“ der Bezugsperson zu einer Selbstverständlichkeit werden. Daher ist es von großer Bedeutung, dass du den Welpen vorher nicht beachtest. Lass ihn beispielsweise mit seinem Spielzeug oder Kauknochen spielen und nutz diesen Moment dafür, um ganz unauffällig aus dem Zimmer zu gehen. So undramatisch, wie du verschwunden bist, so unauffällig solltest du auch wieder zurückkommen. Lass dich auf keinen Fall zu einer Abschieds- oder Wiedersehenszeremonie hinreißen, indem du den Welpen besonders knuddelst.
Eine weitere kleine Übung besteht darin, die Zimmer zu wechseln, ohne dabei auf den Welpen zu achten. Der Kleine wird dir zunächst immer hinterherlaufen – und zwar nicht nur einmal. Gehe so häufig von einem Raum zum anderen, bis es dem Welpen zu bunt wird und es ihm keinen Spaß mehr macht, dir hinterher zu tapsen. Irgendwann wird er sich hinlegen und dich nur noch beobachten.
Der Welpe soll langsam lernen, dein Kommen und Gehen als ganz selbstverständlich hinzunehmen. Wiederhole diese ersten Übungen mehrmals täglich. Dehne die Zeitspanne deiner Abwesenheit jedoch erst aus, wenn dein Vierbeiner friedlich in seinem Korb liegen bleibt. Schließe später auch die Tür, wenn du aus dem Zimmer gehst. Hat der Welpe akzeptiert, dass du dich in einem anderen Raum aufhältst, ist es Zeit, die Wohnung zu verlassen.
Bewährt beim Üben des Alleinseins hat sich auch die Hundebox. Allerdings sollte dein Welpe bereits gut an die Box gewöhnt sein, bevor du ihn allein lässt. Die Hundebox hat viele Vorteile:
- Sie bietet vielen Hunden dank ihres höhlenartigen Charakters Sicherheit und Geborgenheit.
- Da viele Welpen die Box zum Schlafen nutzen, kommen sie hier besonders schnell zur Ruhe.
- Hat der Welpe gelernt, in einer geschlossenen Box zu bleiben, schützt sie ihn selbst und deine Einrichtung: So kann dein Welpe keine Stromkabel oder Tischbeine anknabbern.
Das Training mit der Hundebox sollte aber immer vor dem Üben des Alleinseins stehen: Sperrst du den Hund in die Box und lässt ihn allein, ohne dass er daran gewöhnt ist, kann das traumatisch für den kleinen Vierbeiner sein.
Tipps für die ersten Trainings
- Übe mit deinem Welpen immer dann, wenn er müde und satt ist.
- Versüße ihm die Zeit des Alleinbleibens mit einem attraktiven Spielzeug oder einem leckeren Hundesnack wie einem Kauknochen. Gibst du dem allein gelassenen Welpen einen Kong, ist er ebenfalls gut beschäftigt.
- Verschwinde unauffällig und ohne große Verabschiedung. Auch beim Zurückkommen solltest du von überschwänglichen Begrüßungsszenarien absehen.
- Liegt dein Welpe beim Zurückkommen noch auf seinem Platz, lobe ihn kurz mit ein paar freundlichen Worten und beschäftige dich dann mit etwas anderem.
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Dein Welpe liegt nun entspannt auf seinem Platz, wenn du in einem anderen Raum bist? Dann ist es Zeit, ihn zum ersten Mal richtig allein zu lassen. Auch hierbei ist es wichtig, dass du dich unauffällig verhältst und wie nebenbei gehst – ohne eine Abschiedsgeste oder Abschiedsworte an den Welpen zu richten.
Zieh die Wohnungstür hinter dir zu, bleib dann kurz stehen und lausche auf die Geräusche deines Welpen:
- Wenn er sofort anfängt zu bellen, zu jaulen oder an der Tür zu kratzen, dann geh wieder hinein – allerdings, ohne ihn dabei zu beachten! In diesem Fall musst du noch einmal zu den ersten Übungen zurückkehren und noch konsequenter mit ihm trainieren.
- Verhält dein Welpe sich jedoch ruhig, habt ihr alles richtig gemacht! Du kannst die Dauer des Fernbleibens langsam von Mal zu Mal steigern: Zunächst reicht es, wenn du beispielsweise nur kurz den Müll rausbringst oder zum Briefkasten gehst, später kannst du dann einkaufen gehen oder andere Erledigungen tätigen.
Wenn du zu diesem Zeitpunkt bereits voraussehen kannst, dass dein Vierbeiner nur zu bestimmten Tageszeiten länger allein bleiben muss, so übe das Alleinlassen mit deinem Welpen immer zu diesen Uhrzeiten. So kann er seine innere Uhr danach ausrichten – und wird dadurch viel ruhiger auf dein Wiederkommen warten können.
Ganz entscheidend bei diesem Schritt ist, dass du aus dem Weggehen auch jetzt kein großes Drama machst, denn dein Welpe soll lernen, dass dein Weggang und das Wiederkommen normal sind. Große Abschieds- und Wiedersehensszenen verunsichern Hunde nur!
Übrigens: Einige Welpen lernen das Alleinbleiben leichter, wenn sie zunächst nur im Auto warten müssen; dies ist ein überschaubarer Raum, von dem aus sie ihre Umgebung besonders gut beobachten können.
Wie lang man einen Welpen allein lassen kann, darauf gibt es keine pauschale Antwort. Jeder Hund ist diesbezüglich anders. Gerade im Welpenalter gilt aber ganz klar: so kurz wie möglich!
Tierärzte und Hundetrainer empfehlen, Welpen nicht länger als zwei Stunden am Stück alleine zu lassen. Denn junge Hunde haben generell kurze Schlaf- und Wachphasen und müssen sich schnell erleichtern. Sollte der Welpe zu häufig in deiner Abwesenheit wach werden und sich erleichtern müssen, dann kann dies zu einer dauerhaften Unreinheit des Hundes führen. Auch kann er sich aus Frust oder Angst heraus angewöhnen, Sofas und Tischbeine anzuknabbern. Unerwünschte Verhaltensmuster oder Angststörungen können eine Folge von zu langem Alleinsein im Welpenalter sein.
Bedenke, dass auch erwachsene Hunde nicht täglich über einen langen Zeitraum allein zu Hause gelassen werden sollten. Bis zu fünf Stunden pro Tag gelten dabei als absolutes Maximum.
Du hast einen erwachsenen Hund aus dem Tierschutz oder von einer anderen Familie übernommen und merkst, dass er das Alleinsein nicht gelernt hat? Mit Ausdauer und Geduld kannst du es ihm beibringen – und zwar in kleinen Schritten und mit Zeit. Tiere aus dem Tierheim haben oft traumatische Erfahrungen gemacht und leiden besonders unter Trennungsangst, denn sie wurden schon mindestens einmal verlassen. Bei solchen Tieren benötigst du eine große Portion Einfühlungsvermögen und Geduld! In unserem Ratgeber “Hund alleine lassen – Trennungsangst und Kontrollverlust überwinden” findest du viele Tipps für das Training mit erwachsenen Hunden.
Viele Hundebesitzer haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihren Welpen alleine lassen. Hast du die richtigen Voraussetzungen geschaffen und Vorkehrungen getroffen, gibt es dafür aber keine Veranlassung. Dein Hund kann dich nicht überallhin begleiten, auch wenn er das am liebsten möchte. Mit einem guten Training lernt dein Welpe, in seiner gewohnten Umgebung allein zu bleiben.
Wer allerdings berufstätig ist und jeden Tag mehr als fünf Stunden aus dem Haus geht, der sollte sich genau überlegen, ob ein Hund als Haustier die richtige Wahl ist. Während der Pandemie schafften sich viele Menschen einen Welpen an. Nach der Rückkehr an ihren Arbeitsplatz landeten zahlreiche Vierbeiner im Tierheim.
Berufstätigkeit muss aber nicht bedeuten, auf einen Hund verzichten zu müssen. Es gibt Möglichkeiten, Vierbeiner und Job unter einen Hut zu bekommen:
- Viele Arbeitgeber gestatten es mittlerweile, gut erzogene Welpen und Hunde ins Büro mitzubringen. Frag einfach nach.
- In jeder größeren Stadt gibt es professionelle Dogsitter oder Gassigeher, die deinen Welpen stundenweise betreuen und mit ihm spazieren gehen.
- Auch Hundetagesbetreuungen, Hunde-Kitas genannt, sprießen wie Pilze aus dem Boden. Hier trifft dein Welpe Artgenossen und verbringt einen abwechslungsreichen Tag, während du arbeitest.
Bist du berufstätig oder aus anderen Gründen täglich mehrere Stunden aus dem Haus, solltest du dir unbedingt rechtzeitig Gedanken machen, wie du die Hundebetreuung während deiner Abwesenheit organisierst.
Natürlich klappt die Erziehung zum Alleinbleiben nicht immer völlig problemlos. Mancher Welpe scheint es nie zu lernen und beginnt sofort, nachdem seine Leute das Haus verlassen haben, mit einem herzzerreißenden Heulkonzert. Andere Vierbeiner betätigen sich in Frauchens oder Herrchens Abwesenheit als stille Innenarchitekten und legen dabei eine erstaunliche Zerstörungswut an den Tag. Mit den folgenden Tipps kannst du deinem Welpen das Alleinsein so angenehm wie möglich gestalten:
- Hundespielzeug kann dem kleinen Vierbeiner die Zeit vertreiben und eine kurzweilige Abwechslung sein. Damit der hündische Frust nicht an Möbeln, Gardinen oder anderen Einrichtungsgegenständen abreagiert wird, überlass deinem Welpen Spieltaue, Kauspielzeug oder Knautschbälle, an denen er nach Herzenslust herumzerren und kauen kann. Aber Achtung: Lass ihn nie mit einem Spielzeug allein, an dem er sich verletzen oder verschlucken kann.
- Ein ängstlicher Welpe fühlt sich nicht ganz so verlassen, wenn während deiner Abwesenheit das Radio oder der Fernseher läuft. Gehst du abends weg, lass das Licht brennen, denn vielen Welpen macht das Alleinsein bei Dunkelheit Angst.
- Geh vorher eine große Gassirunde mit dem Welpe oder spiele mit ihm auf der Hundewiese. So lastest du ihn aus und er wird sich, nachdem du weg bist, sofort zum Nickerchen hinlegen.
- Grenze den Raum, in dem dein Welpe sich während deiner Abwesenheit aufhält, etwas ein. In einer großen Wohnung oder einem Haus fühlen sich die Kleinen schnell verloren. Ein geräumiges Wohnzimmer oder eine Wohnküche ist meist ausreichend für den Hund.
- Viele Welpen tröstet ein Kleidungsstück über die Abwesenheit ihres Besitzers hinweg. Infrage kommt ein ausrangierter Socken oder ein alter Pullover für das Körbchen.
Manche Hunderassen tun sich besonders schwer mit dem Alleinsein: beispielsweise der Beagle, der Malteser, der Husky oder der Golden Retriever. Bewahre daher bei diesen Hunden unbedingt Ruhe und Geduld beim Üben und überfordere deinen Welpen nicht.
- Sperre deinen Welpen nicht in einem beängstigenden, dunklen Raum wie Keller oder Bad ein, sondern lass ihn in seiner vertrauten, hellen Umgebung.
- Bestrafe deinen Welpen nicht, wenn er in deiner Abwesenheit etwas angestellt hat. Diese Strafe wird er nicht mit seinem Unfug in Verbindung bringen, sondern mit deiner Rückkehr, sodass er noch mehr Angst vor dem Alleinbleiben bekommt.
- Lass deinen Welpen nie länger als zwei Stunden, einen erwachsenen Hund nicht länger als vier bis fünf Stunden allein.
Wenn du deinen Hund schon ab dem Welpenalter daran gewöhnst, für kurze Zeit allein zu bleiben, macht das euer Zusammenleben erheblich einfacher.