• Märkte
  • Wiederbestellen
  • Wunschliste
  • Warenkorb
  • Lieferung in 1-3 Werktagen
  • Mehr als 10.000 Artikel
  • 30 Tage kostenlose Rücksendung

Qualzucht: Welche Tiere für ihr Aussehen leiden müssen

05.05.2023 - Lesedauer: 5 Minuten

Rundes Gesicht und Kulleraugen – die Zucht versucht, ein niedliches Äußeres zu kreieren. Doch nicht selten entstehen dabei Tiere mit erheblichen Beeinträchtigungen.

Loading...

Besonderes Fell, süße Stubsnasen, außergewöhnliche Augen: Es sind Merkmale an unseren Haustieren, die unsere Lieblinge vielleicht besonders machen. Doch was viele Tierbesitzer:innen nicht wissen: Genau diese Äußerlichkeiten können gesundheitlich große Schäden anrichten. Bei Hunden, Katzen, aber auch bei Kleintieren, Fischen und Vögeln. Deshalb spricht man bei einigen Rassen von Qualzucht. Doch woran erkennt man eine Qualzucht – und welche Rassen sind betroffen? Wichtige Antworten dazu hat Lisa Hoth-Zimak vom Deutschen Tierschutzbund.

Was versteht man unter Qualzucht?

Lisa, oft wird der Mops als Beispiel genannt, wenn es um Qualzuchten geht. Was versteht der Deutsche Tierschutzbund unter diesem Begriff?

Der Begriff Qualzucht bezieht sich nicht allein auf eine Rasse, sondern auf Merkmale, die gehäuft bei bestimmten Rassen auftreten. Manche sind bewusst herbeigeführt, etwa optische Merkmale wie die Faltohren von Scottish Fold Katzen. Andere sind nicht erwünscht, aber bei der Zucht entstanden, etwa das Auftreten von Allergien oder Hüftgelenksdysplasien. Wie stark ausgeprägt diese Merkmale sind, kann sich sogar innerhalb eines Wurfes unterscheiden.

Und wie ist es nun beim Mops?

Der Mops zählt neben anderen Hunden wie Boxer, Chihuahua oder Cavalier King Charles Spaniel zu den brachycephalen, also kurz oder rundköpfigen Rassen. Damit verknüpft ist zwar in erster Linie das Atemnotsyndrom, allerdings gibt es darüber hinaus noch viele weitere Erkrankungen dieser Rasse wie Allergien, die Neigung zu Übergewicht, Augenerkrankungen oder Wirbeldeformationen. Die Kurzköpfigkeit ist übrigens nicht nur bei Hunden sondern auch bei Katzen (etwa Perser) und auch Kaninchen (insbesondere Zwergkaninchen) zu finden. Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes ist der Begriff Qualzucht daher sehr vielfältig und auch wenn bereits im §11b des Tierschutzgesetzes ein Qualzuchtverbot vorliegt, lässt die Umsetzung leider unter anderem aufgrund dessen zu wünschen übrig.

Gibt es auch eindeutige Fälle?

Haarlosigkeit ist ein Qualzuchtmerkmal. Die Zucht von Nacktkatzen – insbesondere Sphynxkatzen – wurde bereits in einzelnen Urteilen verboten. Bei den Nackthunderassen liegen hingegen noch zu wenig Studien vor, dennoch muss auch hier individuell geprüft werden, ob ein Tier Schmerzen, Leiden oder Schäden davonträgt.

Tierschutzgesetz §11b

(1) Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten oder durch biotechnische Maßnahmen zu verändern, soweit im Falle der Züchtung züchterische Erkenntnisse oder im Falle der Veränderung Erkenntnisse, die Veränderungen durch biotechnische Maßnahmen betreffen, erwarten lassen, dass als Folge der Zucht oder Veränderung

  1. bei der Nachzucht, den biotechnisch veränderten Tieren selbst oder deren Nachkommen erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder
  2. bei den Nachkommena) mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten,
    b) jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder
    c) die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.

Reptilien, Fische, Ziervögel und Nutztiere werden oftmals im Zusammenhang mit Qualzuchten
vergessen. Dabei sind alle physischen oder psychischen Erkrankungen, die durch die Zucht entstehen und zu Schmerzen, Leiden oder Schäden des Tieres führen – egal um welche Tierart es sich handelt –, als Qualzucht­merkmale zu verstehen.

Qualzucht bei Hunden

Hier ist eine Auswahl von Hunderassen, denen gesundheitsschädliche Merkmale angezüchtet wurden.

  • Mops, Französische Bulldogge, Englische Bulldogge: Das Kindchenschema (kurze Nase, große Augen, verkürzter Gesichtsschädel) kann zu ständiger [LM1] Atmennot führen. Durch die verkürzte Nase muss das Tier immerzu hecheln. Es leidet unter einer gestörten Temperaturregulation, oft schon bei geringsten Belastungen. Im Sommer besteht schnell die Gefahr eines Hitzeschlags. Durch die Oberkieferverkürzung kann das Gebiss oft nicht schließen. Die Zähne haben keinen Platz! Der Hund kann schlecht abbeißen, leidet meist unter Zahnschmerzen. Die großen Kulleraugen entstehen durch die angezüchteten flachen Augenhöhlen. Die Hunde haben oft Probleme mit ihrer Sehfähigkeit und die Augen entzünden sich sehr oft. Auch Probleme mit Hüftgelenksdysplasie[LM2] . Das ist eine Fehlentwickung des Hüftgelenks, die für betroffenen Tiere zu starker Bewegungseinschränkung und starken Schmerzen führen kann. [LM3]
  • Hund mit Merle-Faktor: Collies, Deutsche Doggen, Dackel, Shelties, Corgies und Australian Shepherds werden häufig mit dem Merle-Gen gezüchtet. Durch das Erzeugen einer Genmutation werden die Pigmente der Hundehaare gestört: es entstehet helleres, geflecktes oder gechecktes Fell. Außerdem kommen die Tiere oft mit zwei verschiedenen Augenfarben auf die Welt, etwa einem blauem und einem weißen. Diese Genveränderung kann zu vielen gesundheitlichen Problemen führen, besonders, wenn ich zwei Merle-Hunde paaren. Welpen können einseitig oder beidseitig taub sein, da das Innenohr fehlgebildet ist. Manchmal entsteht eine Spaltenbildung in den Augenhäuten, weswegen einige Welpen blind werden. Auch Herz, Knochen und Geschlechtsteile der Tiere können verformt sein.
  • Deutscher Schäferhund: Der stark abfallende Rücken, der über Jahre angezüchtet wurde, kann durch falsche Belastung zu schmerzhaften Schmerzen in Hüfte und Rücken führen. Jeder fünfte Schäferhund ist betroffen. Spielen, aufstehen und weites Laufen fällt den Hunden besonders schwer.

Qualzucht bei Katzen

Hier ist eine Auswahl von Katzenrassen, denen gesundheitsschädliche Merkmale angezüchtet wurden.

  • Perserkatze: Ähnlich wie bei Möpsen und Bulldoggen leiden Perserkatzen unter der Kurzköpfigkeit. Der verkürzte Oberkiefer sorgt oft für eine Fehlstellung des Kiefers durch eine Zahnfehlstellung. Das Tier hat so Probleme zu fressen. Auch hier sind die Atemwege und Tränenkanäle verkürzt. Die Tiere bekommen schlecht Luft, leiden oft unter Augeninfektionen (Augenausfluss und Bindehautentzündungen).
  • Sphinxkatzen: Die komplette Haarlosigkeit bei dieser Rasse führt dazu, dass sich die Katzen komplett atypisch verhalten. Gründe dafür gibt es viele: Der sogenannten Nacktkatze fehlt das Fell und damit ein wichtiger Schutz. Das Tier ist bei Kälte ständig damit beschäftigt, Wärme zu produzieren. Das verbraucht viele Kalorien, die Katze braucht also deutlich mehr Futter. Im Sommer hingegen droht schnell der Sonnenbrand, da dem Tier der Schutz gegen die Sonne fehlt. Da den meisten Sphinxkatzen die Tasthaare fehlen, kann das arme Geschöpf weder mit anderen Tieren Kommunizieren noch Gegenstände ertasten. Auch in der Dunkelheit haben sie große Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden.
  • Scottish Fold: Bei dieser Rasse werden die Katzen oft mit Hänge-oder Faltohren gezüchtet, die die Katzen stark einschränken: Denn die Ohren gelten als Signalgeber und haben eine wichtige Funktion bei der Kommunikation mit Artgenossen. Mit den veränderten Genen kommen oft auch Schäden in Knochen und Gelenken, die zu schmerzhaften Bewegungsstörungen führen können.
  • Manx, Cymic, Bobtail-Rassen: das Merkmal dieser Rassen ist die angezüchtete Schwanzlosigkeit. Dabei braucht eine Katze ihren Schwanz zum Balancieren beim Laufen, Klettern und Springen. Auch für die Kommunikation ist er notwendig: Sie signalisiert mit ihrer Schwanzhaltung ihren Gemütszustand, etwa beim Wedeln, Haaresträuben und bei der Steilstellung. Der Gendefekt sorgt bei diesen Rassen auch für körperliche Beschwerden, besonders in der Hinterhand, wie normalerweise mit der Schwanzlänge gekoppelt ist. Probleme des Rückenmarks, gepaart mit Kotabsatzstörungen, im Beckenbereich oder Schädigungen [LM1] im Enddarm [LM2] sind nicht selten.
Loading...

Weitere Beiträge, die dich auch interessieren könnten