Dogsharing: Worauf es ankommt, wenn man sich einen Hund teilt
25.09.2023 - Lesedauer: 6 Minuten
Manche Menschen wünschen sich sehnlichst einen Hund – haben aber nicht genügend Zeit, sich alleine um das Tier zu kümmern. Andere haben bereits eine Fellnase zuhause, befürchten aber der Betreuung ihres tierischen Freundes nicht mehr zu 100 Prozent gerecht zu werden. Das Modell Dogsharing macht es möglich, dass beide ein Leben mit Hund führen dürfen. Eine absolute Win-Win-Situation!
- Welche Gründe für Dogsharing gibt es?
- Was ist Dogsharing eigentlich?
- Kann ein Hund zwei Bezugspersonen haben?
- Wie finde ich heraus, ob Dogsharing für meinen Hund das Richtige ist?
- Wie finde ich den perfekten Dogsharing-Partner?
- Checkliste fürs Dogsharing: Diese Punkte sollte man vorab klären
- Wie gewöhne ich meinen Hund ans Dogsharing?
- Wie finde ich einen seriösen Dogsharing-Anbieter?
- In welchen Städten gibt es Dogsharing?
- Brauche ich eine spezielle Versicherung fürs Dogsharing?
Viele möchten sich einen Hund anschaffen, wissen aber, dass sie sich aufgrund ihres Job- und Privatlebens nicht ausreichend um ihn kümmern könnten. Es gibt aber auch Situationen, in denen Menschen, die bereits Hundebesitzer, nicht mehr ausreichend für ihren Vierbeiner sorgen können, weil sich zum Beispiel die Lebenssituation grundlegend verändert hat.
- Ein Jobwechsel bringt neue, längere Arbeitszeiten mit sich
- Der Beruf erfordert häufige Geschäftsreisen.
- Während es bei der alten Arbeitsstelle möglich war, den Hund mit ins Büro zu nehmen, ist es bei der neuen nicht mehr erlaubt
- Durch einen Unfall, eine Verletzung oder schlicht das Alter ist es einem selbst nicht mehr möglich, dem Bewegungsdrang des Hundes gerecht zu werden
- Eine Partnerschaft zerbricht oder der Partner stirbt und plötzlich muss man sich alleine um das gemeinsame Haustier kümmern
Und natürlich kann die eigene Freizeitgestaltung auch so manche Herausforderung mit sich bringen: Auch Hundebesitzer fahren gerne übers Wochenende weg oder wollen länger verreisen. Doch nicht in allen Hotels oder Unterkünften sind Hunde erlaubt. Andere Unternehmungen, wie zum Beispiel City-Trips in laute, volle Großstädte, will man der Fellnase vielleicht schlicht nicht zumuten.
Wenn Hunde es gelernt haben, können sie gut für eine begrenzte Zeit alleine bleiben. Über eine längeren Zeitraum sollte man seinen Hund allerdings nicht alleine lassen. Das sollte man keinem Vierbeiner zumuten, da Hunde bekannterweise Rudeltiere sind und daher Gesellschaft sowie ausreichend Kontakte zum Leben brauchen – natürlich würde es auch keiner artgerechten Haltung entsprechen den Hund zu lange alleine zu lassen. Die Lösung kann Dogsharing (zu deutsch: Hunde-Teilen) heißen. Der Hund bekommt dann zu seinem eigentlichen Besitzer noch ein Ersatz-Herrchen oder -Frauchen dazu, das in einem anderen Haushalt lebt.
Diese zusätzliche Betreuungsperson übernimmt die Pflege des Tieres zu abgesprochenen Zeiten. Ob das nun stundenweise jeden Tag ist, an festen Tagen jede Woche oder gelegentlich, wenn die Hauptbezugsperson verreist: Dogsharing-Modelle gibt es viele. Am Wichtigsten ist immer: Das Wohl des Hundes muss an erster Stelle stehen! Dann ist das Hunde-Teilen für alle Beteiligten – die tierischen und menschlichen – ein schönes Lebensmodell.
Kann man sich einen Hund teilen? Das kann funktionieren. Natürlich sollte man hier ganz individuell schauen, ob seine Fellnase mit dem Modell kompatibel ist. Denn jeder Hund kann anders auf diese Situation reagieren. Wichtig ist zudem, dass das Tier beide Frauchen und/oder Herrchen sehr gut kennt. Hierfür bedarf es Zeit und Geduld, um ein gegenseitiges Vertrauen und eine gute Bindung aufzubauen. Einfach kurz die Leine überreichen und los geht’s ist keine gute Idee. Auch eine feste Struktur im Tagesablauf, die trotz des Wechsels aufrecht erhalten wird, hilft dabei, dass der Hund sich sicher fühlt und das Dogsharing stressfrei empfindet.
Heute mit Herrchen oder Frauchen Nummer 1 über die Felder streifen und morgen mit Herrchen oder Frauchen Nummer 2 im Homeoffice sitzen? Nicht jeder Hund kommt mit dem Wechsel seiner Bezugspersonen klar. Um zu wissen, ob mein Tier fürs Dogsharing geeignet ist, empfehlen wir, es über einen Zeitraum von rund vier Wochen zu testen. Einige Hunde tolerieren die neue Situation innerhalb dieser Zeit, fühlen sich aber insgeheim überhaupt nicht wohl. Erst danach stellt sich heraus, ob sie sich wirklich bei dem Zweit-Herrchen oder -Frauchen wohlfühlen und nicht unter Verlust- und Trennungsängsten leiden und unter massivem Stress leiden. Lies hier, was du gegen Stress bei deinem Hund tun kannst.
„Drum prüfe, wer sich ewig bindet!“ Dieses Sprichwort kann man nicht nur auf menschliche Beziehungen, sondern auch aufs Dogsharing anwenden. Schließlich hat man im Idealfall ein ganzes Hundeleben lang miteinander zu tun und teilt sich die Verantwortung für ein Lebewesen. Das können bis zu 15 Jahre gemeinsame Zeit sein. Durch Meinungsverschiedenheiten und begünstigt durch die starke emotionale Bindung zu seinem Tier kann es auch zu Konflikten untereinander kommen.
Grundvoraussetzung ist es, dass sich die Dogsharer gut verstehen. Es reicht aber nicht aus, sich sympathisch zu sein. Ein paar grundlegende Dinge sollten unbedingt vorab geklärt werden und gemeinsam abgestimmt werden. Gibt es in wesentlichen Punkten keine hundertprozentige Übereinstimmung, sind Probleme – vielleicht nicht sofort, aber im Laufe der Zeit – vorprogrammiert.
Checkliste fürs Dogsharing: Diese Punkte sollte man vorab klären
- Wer ist der Hauptbesitzer des Hundes?
- Wo soll der Hund wann wie viel Zeit verbringen?
- In welcher Umgebung wird sich das Tier aufhalten? Wie sind die Rahmenbedingungen zuhause?
- Was bekommt der Hund zu fressen? Wann und wie oft?
- Wie groß ist der Bewegungsdrang des Hundes? Wie oft und wie lange sollte man mit ihm Gassi gehen?
- Ist der Hund gesund oder hat er Handicaps oder Verhaltensauffälligkeiten?
- Welche Regeln im Umgang mit dem Hund sind mir wichtig? Zum Beispiel: Bekommt er Essen vom Tisch? Darf er aufs Sofa? Darf er bei mir im Bett schlafen?
- Wie werden bestimmte Kommandos formuliert?
- Wie regelt man die Betreuung bei längerer Abwesenheit einer Bezugsperson?
- Was passiert, wenn einer der Dogsharer sich nicht mehr um das Tier kümmern kann bzw. ihm etwas zustößt?
- Wer kommt für Tierarztkosten, Futter, Hundesteuer und Versicherung auf?
„Tipp: Am besten hält man all diese Dinge schriftlich in einer Art Dog-Sharing-Vertrag fest. So kommt es später zu keinen Missverständnissen.“
Als ersten Schritt kann man gemeinsam mit dem Hund spazieren gehen. Dann macht es Sinn, die gewohnte häusliche Umgebung des Tieres zu begutachten. Der Mitbetreuer bekommt so schnell ein Gefühl dafür, was der bisherigen Hauptbezugsperson wichtig ist, wie er mit dem Hund umgeht, welche Regeln dieser zu befolgen hat und wie Körpersprache und Kommandos eingesetzt werden.
Erst nach mehreren Treffen sollte eine erste Trennung zwischen Hund und Haupthalter stattfinden – zunächst für wenige Stunden, dann irgendwann über Nacht, später für einige Tage. Nur wenn ein Hund die zunächst fremde Person als zweiter Rudelführer akzeptiert, bekommt er die notwendige Sicherheit. Ein gemeinsamer Besuch in der Hundeschule kann helfen.
Manche Hundebesitzer finden das zusätzliche Frauchen oder Herrchen für ihren Fellfreund im Bekanntenkreis. Das kann der Nachbar sein, der frisch im Ruhestand ist oder die Freundin,
die völlig vernarrt in Hunde ist, wegen ihres Jobs aber nicht immer verfügbar ist.
Wer seinen Hund teilen möchte – oder einen Hund sucht, dem er seine Aufmerksamkeit schenken kann – der wird auch auf Dohsahring-Plattformen im Internet fündig. Am bekanntesten ist wohl Dogsharing.de. Dort kann man sich kostenlos registrieren, ein Profil anlegen, ein Gesuch erstellen oder ein Inserat suchen, mit potentiellen Dogsharing-Partnern Kontakt aufnehmen und ein Treffen zum Kennenlernen vereinbaren.
Ganz ähnlich funktioniert Hundelieb.com, wo aktuell über 60.000 Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz registriert sind (Stand: Juni 2021). Hierzu gibt es auch eine App, die das Kommunizieren mit anderen Hundefreunden noch einfacher macht. Auch diese Plattform ist kostenlos für die Nutzer.
Aufgepasst: Wird für die Vermittlung von Dogsharing-Partnern Geld verlangt oder bietet eine Agentur sogar Hunde stundenweise gegen Bezahlung zum Verleih an, wird es unseriös. Zudem steht bei solchen Anbietern keineswegs das Wohl des Tieres im Vordergrund, sodass man solche Praktiken nicht unterstützen sollte.
Ob München, Hamburg, Köln oder Berlin: Dogsharing gibt es inzwischen in allen großen deutschen Städten. Aber auch in ländlichen Gegenden hat sich das „Hunde-Teilen“ inzwischen etabliert. Die meisten Dogsharing-Seiten bieten eine Suchfunktion, über die man über die Eingabe seiner Postleitzahl Inserate in der Nähe finden kann.
Eine Haftpflichtversicherung für den Hund kann nur von einer Person unterschrieben werden. Sie greift, wenn der Hund einen Schaden verursacht, so dass der Halter nicht auf den finanziellen Folgen wie Schadensersatz oder Schmerzensgeld sitzen bleibt. Und zwar egal, wer gerade ihm unterwegs ist: Bei den meisten Versicherungen sind nicht-gewerbliche Tierhüter mitversichert. Es ist aber ratsam, den Versicherer dem Dogsharing-Modell ausdrücklich zustimmen und gegebenenfalls den Namen des Zweithalters eintragen zu lassen.
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