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Rückruf für den Hund – das verbale Anleinen

20.11.2023 - Lesedauer: 10 Minuten

Kleiner Hund läuft zurück zum Herrchen

Ohne Leine auf Entdeckungstour mit seinem Menschen unterwegs zu sein, ist das Größte für die meisten Hunde. Aus Hundeperspektive bringt der Freilauf viele Möglichkeiten zum Stöbern und Spielen. Es gibt aber auch viele Verlockungen, angefangen bei faszinierenden Fährten bis zur Kontaktaufnahme mit Artgenossen und anderen Menschen. In solchen Momenten ist es wichtig, dass der Rückruf beim Hund wirklich sitzt. Erfahre hier mehr über das essenzielle Basiskommando.

Wieso ist der Rückruf beim Hund so wichtig?

Aus der Perspektive des Hundes ist die Umwelt voller spannender Informationen, die wir mit Menschensinnen nicht erfassen. Nicht immer ist der Zusammenhang erkennbar, wenn der Hund sich unvermittelt selbstständig macht und eigene Wege geht. Reize wie eine plötzliche Begegnung mit Artgenossen oder unwiderstehliche Möglichkeiten zum Jagen und Spielen können selbst bei braven Hunden dazu führen, dass vorübergehend die Anwesenheit seines Menschen in den Hintergrund rückt. Bringt der Hund sich dabei in eine Gefahrensituation, gefährdet oder belästigt er andere oder möchtest du schlicht, dass er zurückkommt, musst du eingreifen.

Der Hund soll auf dein Kommando sofort und widerspruchslos von seiner Tätigkeit ablassen und zu dir zurückkehren. Und wenn noch so viele potenzielle Kaninchen um ihn herum hoppeln oder auf der anderen Straßenseite eine attraktiv duftende Hündin vorbeiläuft: Dein Rückruf muss unbedingt befolgt werden. Nur wenn der Hund stets abrufbar und gehorsam ist, kannst du ihn ohne Risiko von der Leine lassen

Hund hört nicht auf Rückruf

Es sind grundlegend drei verschiedene Ausgangslagen, die den Rückruf des Hundes erschweren:

  • Prioritätskonflikt: Der Hund ist gerade mit etwas beschäftigt, das für ihn Vorrang vor dem Gehorsam hat. Wenn das Tier beispielsweise die Örtlichkeit inspiziert oder seine Reviermarkierungen erneuert, wird es diese Tätigkeit beenden wollen, bevor es gehorcht. Das Problem: mangelnde Autorität des Halters.
  • Ablenkung: Der Vierbeiner ist mit einem Impuls konfrontiert, der so stark ist, dass er das Kommando überlagert. Wo diese Reizschwelle liegt, ist natürlich vom individuellen Hund und der konkreten Situation abhängig.
  • Negative Erfahrungen: Der Hund hat verinnerlicht, dass das Rückrufsignal für ihn unangenehme Konsequenzen hat, zum Beispiel, dass er ausgeschimpft wird – die Folge eines Erziehungsfehlers.

Rückruf Hund: Welches Wort?

Unter dem eigentlichen „Rückruf“ verstehen Hundetrainer das zuverlässige Abrufen und Zurückkommen deines Vierbeiners direkt zu dir. Im Alltag gibt es viele Situationen, in denen eine abgeschwächte Version des Rückrufs ausreicht. So möchtest du zum Beispiel beim Spazierengehen an einer Kreuzung sicherstellen, dass der Hund bemerkt, wo du hinläufst und dass er dir dahin folgt. Für diese Aufforderungen sollte es im besten Fall ein anderes Kommando geben als den Rückruf. Im einfachsten Fall ist das der Name des Hundes oder ein „Weiter!“.

Für den richtigen Rückruf solltest du ein Kommando etablieren, das im Leben des Hundes sonst keine Anwendung findet. Alltägliche Worte wie „Komm!“ oder „Hierher!“ sind also weniger geeignet. Das Abruf-Kommando ist ein besonderes, das nicht zum allgemeinen Herbeirufen der Spürnase dient, sondern unter anderem in Gefahrensituationen zuverlässig befolgt werden muss. Um diesen Sonderstatus zu etablieren und eine versehentliche Verwendung im Alltag zu vermeiden, kannst du auf Fremdsprachen zugreifen: „Back!“ oder „Turn!“ zum Beispiel. Alternativ setzt du einen speziellen Pfiff ein.

Rückruftraining Hund – Pfeife oder nicht?

Was ist besser: rufen, pfeifen oder eine Hundepfeife einsetzen? Da scheiden sich die Geister in der Hundeerziehung. Das stimmliche Rufen hat den Vorteil, dass du es immer und überall tun kannst. Der Nachteil ist, dass es recht leise ist und dass der Hund deine Stimmung aus dem Rufen heraushören kann. Bist du bereits genervt, weil einer von euch oder ihr beide einen schlechten Tag hattet, kann es passieren, dass dein Hund sich gegen das Zurückkommen entscheidet.

Ein Pfiff – wer kann, auf den Fingern – ist lauter und nicht so stimmungsabhängig. Dafür aber sehr persönlich, denn jeder pfeift ein wenig anders. Euren individuellen Kommunikationspfiff kann dein Hund wie das Rufen von allen anderen Hundebesitzern im Umkreis leicht unterscheiden.
Für wirklich lange Distanzen zwischen Hund und Hundehalter oder dort, wo viele Leute mit dem Hund unterwegs sind, ist die Hundepfeife eine gute Wahl. Sie klingt immer gleich, ist nicht stimmungsabhängig und sehr laut. Es gibt sogar Pfeifen, die du selbst nicht hören kannst – dein Hund jedoch sehr wohl.

Tipp: Du kannst auch alle drei Varianten nutzen – je nach Ziel. Das Rufen für die einfachen Ansprachen, dein Pfiff für den Rückruf und die Hundepfeife für den Super-Rückruf. Was das ist, erfährst du weiter unten.

Die richtigen Argumente für den Rückruf beim Hund

Bevor es nun losgeht mit dem Training, brauchst du gute Argumente. Denn mal ehrlich – Zeitung am Laternenmast zu lesen oder mit den Kumpels zu spielen, ist einfach viel spannender als du. Dein Hund kann trotzdem lernen, dass es sich lohnt, zu dir zu laufen. Doch wofür lohnt es sich?

Da gibt es drei Optionen:

  • Futter
  • Spielen
  • Kuscheln

Die meisten Hunde freuen sich tatsächlich über Futter. Hochwertige Leckerli sind besser als alles andere und damit die perfekte Belohnung. Andere Hunde finden Futter weniger spannend, lieben es aber, zu spielen. Für diese Hunde lohnt sich die Anschaffung eines Rückruf-Spielzeugs. Das darf quietschen und wird nur beim Rückruf eingesetzt. Eher selten finden Hunde Futter und Spielen uninteressant. Sie freuen sich über Zuwendung. Bei diesen Hunden ist das Training verständlicherweise am schwierigsten umzusetzen.

Bevor du deine Taschen mit Futter füllst, überleg dir gut, was für deinen Hund ein wirklich gutes Argument ist. Trockenfutter? Wohl eher nicht?

Hier kommt die beliebteste Hundetrainings-Leckerli-Liste:

  • Käsestückchen
  • Wurststückchen
  • Leberwurst aus der Tube
  • Trockenfleisch

Nutze ruhig eine auffällige Dose mit einem lauten Verschluss. Die akustische Unterstützung wird deinem Hund helfen, den Rückruf zu lernen, denn er weiß ganz schnell, was die Dose bedeutet!

Rückruftraining Welpe – wie und wann geht’s los?

Da ist er da – der kleine Vierbeiner! Wenn ein Welpe einzieht, gibt es viel zu tun. Von allen erdenklichen Kommandos gehört der Rückruf zu den allerwichtigsten! Für „Sitz!“ und „Platz!“ hast du später noch Zeit, aber wenn du deinen Hund ableinen möchtest, muss der Rückruf sitzen.

Junge Welpen im Alter von acht bis zehn Wochen laufen dir meist freiwillig und begeistert hinterher. Nur kleine Draufgänger ziehen so früh schon gerne mal allein los. Im Alter von elf bis zwölf Wochen beginnt der Hundenachwuchs oft, sich stark und sicher genug für Alleingänge zu fühlen.

Fang deshalb so früh wie möglich mit dem Rückruftraining an. Am Anfang sind die Übungen Teil des Alltags. Nutze den Namen und das Rückruf-Wort, wenn er ohnehin auf dich zuläuft. Ganz viel Lob und eine Belohnung machen den Rückruf besonders.

Wie kann ich den Rückruf für den Hund (neu) aufbauen?

Ob du deinem jungen Hund das Rückrufkommando erstmalig beibringst oder es neu aufbauen musst, weil das alte Kommando einfach nicht funktioniert: Die Taktik ist die Gleiche. Das Zurückkommen auf Zuruf muss für den Hund eine positive Bedeutung bekommen.

Anfangs lohnt sich der Einsatz von besonders begehrten Leckerli, die dieser speziellen Lektion vorbehalten sind und die du erst hervorholst, wenn der Vierbeiner gehorcht hat. Das Tier soll nicht gelockt, sondern bei Gehorsam belohnt werden.

Gehe in folgenden Schritten vor:

  • Pass eine Situation ab, in der der Hund in möglichst reizarmer Umgebung entspannt unterwegs ist. Bestens geeignet ist die Wohnung. Locke den Hund mit Körperhaltung und Stimme zu dir und warte ab, bis er sich in deine Richtung in Bewegung setzt.
  • Gib währenddessen nun das Kommando, das als Abrufsignal wirken soll. Wenn du den Rückruf neu aufbaust, wähle unbedingt ein anderes Kommando als das ursprünglich verwendete.
  • Reiche dem Hund erst ein Leckerli, wenn er bei dir ist. Das ist wichtig: Der Hund soll nicht zum Leckerli laufen, sondern auf deinen Zuruf reagieren.
  • Mit dem Rückruf allein ist es nicht getan, denn das Tier soll nach erfolgter Belohnung nicht sofort wieder lostraben. Koppel das Rückrufsignal übergangsweise mit einem Grundkommando wie „Sitz!“ oder „Platz!“, bis der Vierbeiner verinnerlicht hat, dass nach dem Rückruf das Am-Platz-bleiben erwünscht ist. Der Hund darf sich erst wieder entfernen, wenn du es ausdrücklich erlaubst, etwa mit einem Befehl wie „Los!“.

Rückruf mit dem Hund trainieren

Sitzt diese Lektion, steigerst du den Schwierigkeitsgrad. Ruf den Hund aus größeren Entfernungen, von außerhalb seiner Sichtweite und ohne vorangehendes Anlocken durch die Körperhaltung und Stimme.

Alternativ zur Leckerli-Verstärkung kann eine kurze Spieleinheit mit einem attraktiven, aber ausschließlich für diese Lektion bestimmten Spielzeug erfolgen. Dieses Spielzeug gibst du nicht aus der Hand: Um zu spielen, muss der Hund zu dir kommen.

Rückruftraining beim Hund: Mit Schleppleine zum Erfolg

Was so einfach klingt, ist im Alltag oft eine Herausforderung. Jedes Mal, wenn dein Hund den Rückruf ignorieren kann und das auch tut, torpedierst du dein eigenes Training. Es ist deshalb ratsam, das Rückruftraining mit der Schleppleine durchzuführen. Diese bis zu 30 Meter lange Leine wird immer am Hundegeschirr befestigt – nie am Halsband. Wichtige Grundlagen zum Schleppleinentraining erfährst du bei uns.

Besonders in turbulenteren Umgebungen, wie auf der Hundewiese oder im Park, sollte das Rückruftraining mit Hund mit Schleppleine erfolgen. Sei konsequent: Benutze nur das Kommandowort und belohne erst nach unverzüglich befolgtem Rückruf. Mit leichtem Zug an der Leine kannst du die Aufmerksamkeit des Tieres auf dich lenken. Nutze die Schleppleine aber nicht dazu, den Hund zur dir zu ziehen. Es ist wichtig, dass er bewusst zu dir läuft.

Wie trainiere ich den Rückruf des Hundes unter Ablenkung?

Auch wenn das Abrufkommando unter kontrollierten Bedingungen sitzt, ist es nicht auf alle Situationen übertragbar. Dein Hund hört z. B. nicht, wenn er andere Hunde sieht? In Gegenwart besonderer Reize bewertet der Hund die Priorität zwischen Rückruf und seinen Aktionen neu. Das Abrufen unter Ablenkung muss regelmäßig geübt werden.

Wiederum gilt: Plane in kleinen Schritten und nutze den Rückruf nur, wenn du dir zu 99 Prozent sicher bist, dass er klappen wird. Das Kommando nutzt sich sonst ab. Funktioniert es nicht, dann gehe drei Schritte rückwärts im Training und wiederhole die letzten Übungsschritte.

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Futterbeutel einsetzen, um den Hund abzurufen

Eine immer beliebtere Methode ist der Futterbeutel. Er enthält schmackhafte Leckerbissen für den Hund. Dank Reißverschluss kann dein Hund diese Leckerli nur mit deiner Hilfe erreichen.

Du übst den Rückruf wie gehabt, nutzt nun aber den Futterbeutel als Belohnung. Damit wird der Rückruf eine Kombination aus Kommando, Spiel und Futterbelohnung. Schaut der Hund auf Ansprache zu dir, zeigst du ihm den Beutel und wirfst ihn neben oder hinter dich. Der Hund kommt an, schnappt sich den Beutel und kommt zu dir, damit du ihn öffnest. Damit das klappt, muss der Hund zuerst die Arbeit mit dem Futterbeutel erlernen. Unsere Anleitung zum Apportieren hilft dir dabei.

Mit dem Hund Rückruf trainieren – der „Anker-Ruf“

Dein Hund hört dich zwar und läuft los, verliert jedoch unterwegs die Motivation oder „vergisst“ das Kommando? Dann wäre der „Anker-Ruf“ für euch eine gute Lösung. Dabei unterstützt du deinen Hund auf dem Weg zu dir mit einem besonderen Kommando – du lobst sozusagen das Rennen zu dir. Das geht sowohl mit der Stimme als auch mit der Hundepfeife. Ein Quietsche-Spielzeug kann hier ebenfalls das Interesse auf dich richten. Der Anker hält deinen Hund davon ab, sich gegen den Rückruf zu entscheiden, und beschleunigt das Rennen.

Trainiert wird er wie immer beim Rückruf, mit dem Unterschied, dass du das Ankergeräusch einsetzt, während der Hund läuft. Nach und nach verbindet der Hund Geräusch und Rennen zu dir.

Rückruftraining beim Hund – der Super-Rückruf!

Es gibt Situationen, in denen sogar der sonst bravste Hund den Rückruf vergisst. Flitzt ein Eichhörnchen oder ein Hase über die Straße, ist so mancher Hund mit Jagdtrieb in einem echten Gewissenskonflikt. Nicht selten überlagern die Triebe dann den Gehorsam – und dein Hund ist weg. Rennt er hinter dem Wild her auf die Straße, begibt er sich in Lebensgefahr.

Für diesen Fall gibt es den Super-Rückruf. Der ist etwas ganz Besonderes und kommt nur im absoluten Notfall zum Einsatz. Manche Hundehalter verwenden dafür eine Hundepfeife oder einen speziellen Pfiff.

Im Training muss die Belohnung für den Super-Rückruf noch hochwertiger sein als die für den Rückruf. Geheimtipp ist hier Katzenfutter. Katzen-Nassfutter aus den Futterbeuteln ist bei den meisten Hunden so beliebt, dass sie dafür wirklich alles andere stehen und liegen bzw. laufen lassen!

Tipp: Trainiere den Super-Rückruf unregelmäßig, am besten ohne Ablenkung. Er darf niemals „verbraucht“ werden: Übe ihn nur, wenn du absolut sicher bist, dass dein Hund zurückkommen wird. Nur dann stehen bei ausreichend Übung die Chancen wirklich gut, dass dein Hund im Notfall auf den Super-Rückruf zu dir sprintet.

Hund in der Pubertät – Rückruf ade!

Auch Hunde kommen in die Pubertät und beginnen, alle Regeln zu hinterfragen. Kommandos, die sie im Welpenalter noch in Sekundenschnelle umgesetzt haben, sind jetzt vergessen. Vor allem der Rückruf leidet meist unter der Hormonlage der „Puber-Tiere“. Die Lösung ist – leider – recht einfach: Es geht zurück an die Leine. Wer nicht hört, darf nicht freilaufen. Übe einfach weiter und freu dich auf die Jahre nach der Pubertät. Irgendwann hat sie ein Ende und dein Hund kann endlich wieder freilaufen, weil der Rückruf ohne Zögern funktioniert.

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