Niereninsuffizienz bei Katzen – wenn das Ausscheidungsorgan versagt
05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Wenn die Katze an einer Schädigung der Nieren leidet und du es bemerkst, ist es bereits höchste Zeit, zu handeln: Die Symptome einer Niereninsuffizienz werden meist erst bei fortgeschrittener Krankheit nach außen sichtbar. Neben unspezifischen Anzeichen wie Fieber, Mattigkeit, Gewichtsverlust und Bewegungsvermeidung ist ein extrem gesteigerter Durst und damit einhergehend häufiger Besuch der Katzentoilette ein ernst zu nehmendes Signal dafür, dass etwas mit der Körperentgiftung der Samtpfote nicht stimmt.
Die Nieren der Katze liegen, umgeben von einer Fettkapsel, seitlich der Wirbelsäule im Lendenbereich und sind hocheffektive Organe. 200.000 Nephronen pro Niere filtern Giftstoffe, Nebenstoffe aus dem Proteinabbau und Substanzen, die in den Harn abgeleitet werden müssen. Nephronen sind Funktionseinheiten innerhalb der Niere, die aus Nierenkörperchen und Nierenkanälchen bestehen: Die Körperchen filtern eine Vorstufe des Harns aus dem Blut, resorbieren Wasser und für den Körper wertvolle Bestandteile wie Traubenzucker und Mineralstoffe, zurück in den Organismus. Die aussortierten Giftstoffe werden zum Endharn geleitet, der letztlich ausgeschieden wird. Die erstaunlichen kleinen Klärwerke können noch mehr: Sie regeln den Wasser- und Elektrolythaushalt, tragen zur Blutneubildung bei und halten den Blutdruck stabil.
Ganz nebenher bilden sie noch Hormone und regulieren das Säure-Basen-Gleichgewicht. Die Nieren sind also zentrale Bestandteile des Stoffwechsels. Kommt es zu Schwierigkeiten mit diesen Organen, ist die Katze in akuter Gefahr. Bei einer Niereninsuffizienz werden die Nephronen unwiederbringlich geschädigt, mit der Folge, dass die „Filter“ immer durchlässiger werden und eine Harnvergiftung eintritt – der Mediziner spricht dann von einer „Urämie“. Eine Zeit lang kann der Körper die Schädigung der Nierenkörperchen durch die Bildung von Gewebe abpuffern. Umso tragischer ist es, dass die ersten sichtbaren Symptome einer Niereninsuffizienz erst auftreten, wenn die Organe schon hochgradig geschädigt sind – etwa drei Viertel der ursprünglichen Funktionalität sind dann bereits verloren.
Auslöser für Nierenprobleme bei Katzen können Infektionen, zu hoher Blutdruck oder genetische Veranlagung sein. Auch die Aufnahme von toxischen Stoffen – dazu zählen auch bestimmte Zimmerpflanzen oder Schwermetalle (Blei, Quecksilber) – kann schwere Nierenschäden hervorrufen. Meist ist der Auslöser jedoch schlicht das Alter: Eine Niereninsuffizienz ereilt mehrheitlich betagtere Katzen. Unterschieden wird daher zwischen einer chronischen Niereninsuffizienz (CIN), die sich über einen längeren Zeitraum ausbildet, und der selteneren, akuten Niereninsuffizienz (ANI), die durch eine externe Ursache oder Vergiftung initiiert wurde.
Bei der Erkrankung der Nieren kommt es zu einer Entzündung der Nierenkanälchen und des Zwischengewebes. Da es, wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten, zu einer schleichenden Vergiftung des Körpers kommt, sind die ersten Symptome recht unspezifisch und weisen tatsächlich zunächst auf eine Vergiftung durch einen äußeren Einfluss hin.
Da die erkrankten Nieren schmerzen, ist die Katze auch in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt: Sie rennt, klettert und springt weniger; in extremen Fällen kann sogar der kleine Schritt ins Katzenklo zur Qual werden. Spätestens dort zeigt sich im fortgeschrittenen Stadium auch ein weiterer sichtbarer Effekt: Der Urin der Katze ist farblich verändert, riecht anders und kann Blut oder Eiterbeimengungen enthalten. Zudem reagieren die Katzen mit deutlicher Schmerzäußerung auf das Abtasten der Nieren.
Folgende Symptome können auf eine Vergiftung hindeuten:
- Fieber
- Unruhe
- Mattigkeit
- häufiger Harndrang
- Inkontinenz
- struppiges Fell, Mundgeruch
- Appetitlosigkeit, Fressunlust
- Erbrechen
- extremer Durst
- Abmagerung
Bei Katzen im Alter von über sieben Jahren sollte wenigstens halbjährlich ein Nieren-Check mit Blutbild gemacht werden, um Probleme schon frühzeitig zu erkennen. Anhand der Kreatinin-Werte, eines harnpflichtigen Stoffwechselprodukts, kann der Veterinär eine vorliegende Nierenerkrankung in verschiedenen Stadien eingrenzen und eine Therapie vorschlagen. Das ist umso wichtiger, weil einmal geschädigte Nierenzellen sich nicht mehr regenerieren können. Bei einer frühzeitigen Diagnose kannst du als Katzenhalter aber der voranschreitenden Organschädigung entgegenwirken.
In erster Linie spielt dabei die Umstellung des Futters eine wichtige Rolle. Der Fachhandel ist darauf eingestellt und bietet Nierendiätfutter für Katzen an. Dieses enthält hochwertige, ausbalancierte Proteine und eine reduzierte Menge an Salz und Phosphor. Eventuell musst du die Katze allerdings etwas austricksen, um sie an das geschmacksärmere neue Futter zu gewöhnen. Durch die Krankheit geht dem Organismus viel Wasser verloren; also muss die Katze stets genug Wasser zur Verfügung haben, um einer Austrocknung entgegenzuwirken. Viele Katzen bevorzugen es, fließendes Wasser zu trinken. Um das Tier spielerisch zu animieren, gibt es dafür designte Trinkbrunnen. Parallel dazu kann im Bedarf medikamentös behandelt werden. Entwässerung, Blutdruck und etwaiger Nährstoffmangel werden pharmazeutisch unterstützt.
Hinweis: Die Fütterung eines veterinärmedizinischen Diätfutters darf nur nach Rücksprache mit einem Tierarzt erfolgen.
Niereninsuffizienz ist zwar eine bei alten Katzen weitverbreitete Krankheit, in selteneren Fällen können jedoch bereits junge Tiere an Nierenproblemen leiden; darüber hinaus haben Katzen wie Burmakatzen, Russisch Blau, Maine Coon, Abessinier und Siamesen eine rassetypische Prädisposition für Nierenprobleme. Wird die Krankheit in einem frühen Stadium, über das Blutbildmonitoring womöglich schon vor Auftreten klinischer Symptome erkannt, ist eine Niereninsuffizienz gut therapierbar, wenn auch unheilbar. Wird die Diät strikt eingehalten und der Gesundheitsstatus der Katze von Ihnen und dem Tierarzt gut überwacht, kann auch eine Katze mit Nierenschäden beschwerdefrei alt werden. Allerdings sind Nierenerkrankungen letztlich dennoch eine der häufigsten Todesursachen bei Katzensenioren.