Feline infektiöse Peritonitis (FIP) – tödliche Bauchfellentzündung
05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Wenn die Katze plötzlich apathisch wird und fiebert, wenig frisst und der Bauch trotzdem anschwillt, solltest du aufmerksam werden. Womöglich ist beim Stubentiger eine der gefürchtetsten Katzenkrankheiten ausgebrochen: FIP, eine ansteckende Form der Bauchfellentzündung, die durch eine Virusmutation ausgelöst wird. FIP kann jede Katze treffen und hat, einmal akut ausgebrochen, keine Heilungsaussichten. Eine vorbeugende Schutzimpfung ist möglich, ihr Nutzen jedoch unter Experten umstritten.
Die Abkürzung FIP steht für die “feline infektiöse Peritonitis”; eine ansteckende Krankheit, die sich klinisch in der Entzündung des Bauchfells äußert, gelegentlich aber auch das Brustfell angreift. Damit ist nicht etwa das Haarkleid der Katze gemeint, sondern die Auskleidung der Körperhöhlen, also die Hülle, in der die inneren Organe in Bauch- und Brustraum liegen. Diese Schutzhaut ist sehr sensibel und enthält Blut- und Lymphzellen sowie Nerven. Auslöser der weltweit verbreiteten Krankheit FIP ist eine aggressive Mutation des felinen Coronavirus, der Magen-Darm-Erkrankungen auslösen kann, die in der Regel aber mild verlaufen.
FIP befällt nicht nur Hauskatzen: Auch bei Großkatzen wie Löwen und Leoparden konnte es nachgewiesen werden. Das feline Coronavirus wird vornehmlich über den Kontakt mit Kot, Speichel oder Nasensekret eines infizierten Artgenossen aufgenommen. Auch eine direkte Übertragung von Katze zu Katze ist über Speichel von Maul zu Maul oder vom Maul zur Nase möglich. Eine zusätzliche Gefahr stellen kontaminierte Gegenstände dar: Außerhalb eines Wirtskörpers ist das Virus bis zu sieben Tage überlebensfähig. Selbst Menschen können zu Zwischenträgern werden und das Virus auf die Katze übertragen. Eine Ansteckungsgefahr von Tier zu Mensch besteht aber nicht.
Die Gefahr einer Infektion steigt, wenn viele Katzen zusammenleben. Tierheime und Tierpensionen, in denen viele Katzen auf relativ engem Raum beisammen sind, können die Verbreitung des Virus begünstigen. Eine Ansteckung ist jedoch noch nicht gleichbedeutend mit einer akuten Erkrankung: Die Gefahr besteht in der Mutation des Coronavirus im Katzenkörper zum eigentlichen FIP-Virus. In manchen Fällen kommt die Krankheit gar nicht zum Ausbruch.
Hat die Katze Viren aufgenommen, beträgt die Inkubationszeit etwa vier Monate, das Tier scheidet aber bereits wenige Tage nach der Infektion den Erreger selbst aus. Gefährlich wird es, wenn das ursprünglich aufgenommene Virus im Darm der Katze mutiert und aus dem felinen Coronavirus das FIP-Virus wird. Dieses heftet sich an die Fresszellen des körpereigenen Abwehrsystems des Wirtstieres, nutzt diese zur Reproduktion und schädigt sie derart, dass sie zerfallen. Zusätzlich werden Botenstoffe frei, die die Zellwände angreifen und damit die eigentliche Bauchfellentzündung auslösen. Es wird dabei zwischen einer „feuchten“ und einer „trockenen“ Ausprägung unterschieden. Entsprechend zeigen sich verschiedene Symptome.
Beiden Formen gehen leichter Schnupfen, Absonderung von Nasen- und Tränensekret, Fressunlust, Abmagerung und nicht abklingendes Fieber voraus. Besonders das chronische Fieber kann bei einer jungen Katze ein erstes Alarmzeichen für einen Krankheitsausbruch sein.
In der „feuchten“ Form von FIP kommt es in der Folge zu Flüssigkeitsansammlungen in Bauch- oder seltener in der Brusthöhle, die sich durch deutliches Anschwellen des Katzenkörpers nach außen hin zeigen. Aufgrund der Kompression der Organe durch die Flüssigkeit kann es unter anderem zu Atemnot kommen. Eine Punktion der Flüssigkeit liefert dem Tierarzt eindeutige Hinweise auf die Erkrankung mit FIP.
In der „trockenen“ Form spielt die Feuchtigkeitsansammlung eine geringere Rolle, stattdessen bilden sich Gewebeknoten an den Entzündungsherden, die vornehmlich in Bauch- und Brustfell und inneren Organen, aber auch Gehirn oder Augen auftreten können. Gelbsucht, diverse Augenerkrankungen, Blutarmut oder neurologische Ausfälle wie Krämpfe, Verwirrung und Lähmungen können hinzukommen.
Zur sicheren Diagnose der Krankheit stehen dem Tierarzt unterschiedliche Testmethoden zur Verfügung, mit denen Antikörper oder Antigene in Blut- oder anderen Körperflüssigkeiten lokalisiert werden können.
Die vorbeugende Impfung gegen FIP ist prinzipiell möglich, wird aber in Fachkreisen sehr kontrovers diskutiert. Das Impfserum – das nicht durch eine Injektion, sondern einträufeln in die Nase als potenziellem „Einfallstor” für das Virus verabreicht wird – ist wirkungslos, wenn die Katze bereits Träger des „harmlosen“ felinen Coronavirus ist. Vor einer etwaigen Impfung sollte dies getestet werden. Sinnvoll ist nach vorherrschender Expertenmeinung eine FIP-Impfung bei Freigängern und Wohnungskatzen, die auf zufällig eingeschlepptes kontaminiertes Material reagieren würden.
FIP befällt meist jüngere Katen zwischen einem halben Jahr und fünf Jahren sowie Katzen-Senioren. Wenn deine Katze infiziert ist, bestehen relativ gute Chancen, dass die Krankheit nicht zum Ausbruch kommt. Schätzungen zufolge erkranken nur fünf bis zehn Prozent der infizierten Tiere. Die akute Erkrankung hängt mit dem allgemeinen Immunstatus zusammen: Das Ausbruchsrisiko von FIP ist bei Katzen mit gut aufgestelltem Abwehrsystem geringer. Andere Erkrankungen oder Stressfaktoren können hingegen den Ausbruch begünstigen.
Ist FIP jedoch akut, stehen die Überlebenschancen der betroffenen Katze leider sehr schlecht. Die mittlere Restlebenszeit beträgt neun Tage; nur fünf Prozent der erkrankten Tiere leben noch länger als ein Jahr. Eine wirksame Therapie, die zur Genesung führt, gibt es leider noch nicht, es wird aber daran geforscht.