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Wasserrute beim Hund: Wie es dazu kommt und was du dagegen tun kannst

04.09.2023 - Lesedauer: 7 Minuten

Hund rennt mit fliegenden Ohren durch einen Fluss

Vor allem im Sommer genießen es viele Hunde, im Wasser herumzutoben. Sie apportieren Spielzeug, schwimmen oder jagen sich gegenseitig. Das sind tolle Beschäftigungen, die dem Naturell der Vierbeiner entsprechen, ihre Muskeln trainieren und dabei gleichzeitig eine Erfrischung an heißen Tagen bieten. Manche Rassen sind besonders wasserraffin. Dazu zählen Beagle, Labrador und Golden Retriever, Setter oder Pointer. Vor allem bei Hunden, die – etwa als Jagdhunde – sehr intensiv arbeiten und eine hohe Rutenaktivität haben, kann es allerdings zur sogenannten Wasserrute (Kokzygeale Myopathie) kommen. Was sich dahinter verbirgt und welche Symptome auftreten, erfährst du hier.

Was ist eine Wasserrute?

Die Wasserrute beim Hund ist eine sehr schmerzhafte Verletzung des Rutenansatzes und der umliegenden Nerven. Sie tritt häufig bei übermäßigem Baden in kaltem Wasser auf. Der Hund hat dadurch nicht nur Mühe bei Wedeln mit der Rute, sondern auch, wenn er sich hinlegen, hinsetzen oder wenn er springen will.
Die genaue Ursache für eine Wasserrute ist ungeklärt, aber Studien gehen davon aus, dass sie durch sehr hohe Belastung oder das Schwimmen im kalten Wasser entsteht. Die starke Beanspruchung der Rücken- und Rutenmuskulatur führt in Verbindung mit Kälte zu einer starken Muskelentzündung. Dabei kann es zur Zerstörung von Muskelzellen und -fasern kommen. Diese sogenannten Micro-Traumata der Muskelfasern (Muskelfaserrisse) gestalteten sich sehr schmerzhaft für den Hund. Es sind häufiger Rüden betroffen als Hündinnen und vor allem solche, die jünger sind, die ihre Rute sehr weit oben tragen oder viel „Rutenbewegung“ zeigen. Am ehesten lässt sich eine Wasserrute mit einem „Hexenschuss“ beim Menschen vergleichen.

Symptome: Wasserrute beim Hund erkennen

Wasserrute, Hammelschwanz, Cold Water Tail (Kaltes-Wasser-Rute) und Dead Tail (Tote Rute) sind alles Namen für das Krankheitsphänomen, das besonders in den Sommermonaten auftritt. Beim Toben im Wasser geht es dem Hund zunächst noch gut. Die Symptome einer Wasserrute zeigen sich meist erst einige Stunden später, wenn du mit deinem Hund wieder zuhause bist: Dann zeigt dein Vierbeiner eine schlaff hängende Rute. Selbst wenn du ihm Leckerli anbietest oder ihn freundlich ansprichst, wedelt er nicht aufgeregt wie sonst mit dem Schwanz, sondern sehr verhalten.

Die typische Haltung der Wasserrute: Sie wird am Rutenansatz einige Zentimeter waagerecht gehalten und knickt dann schlaff nach unten ab. Daher kommt auch die Bezeichnung Lämmer- oder Hammelschwanz. Viele Hunde nehmen den sogenannten Welpensitz ein, das heißt, das Becken wird seitlich gekippt, um den Rutenansatz zu entlasten. Auch kann das Fell am Rutenansatz gesträubt sein. Manche Tiere wirken sehr verunsichert. Einige beknabbern den Bereich der Schwanzwurzel. Eine Wasserrute ist sehr schmerzhaft, sodass manche der Vierbeiner, die davon betroffen sind, vorübergehend keinen Kot oder Urin mehr absetzen. Ebenfalls kann eine deutliche Schwellung am Schwanzansatz ertastet werden, welche bereits auf leichten Druck stark schmerzhaft ist.

Eine Wasserrute geht nicht von alleine weg und muss unbedingt tierärztlich behandelt werden. Wenn dein Hund etwa am Wochenende Symptome zeigt und deine übliche Tierarztpraxis nicht geöffnet ist, zögere nicht und fahre mit ihm in eine Tierklinik.
In der Tierarztpraxis wird durch vorsichtiges Abtasten und Röntgen zunächst eine Verletzung oder Fraktur im Bereich der Rutenbasis ausgeschlossen. Außerdem muss ein Bandscheibenvorfall oder auch eine Arthrose in der Wirbelsäule ausgeschlossen werden. Dazu wird in aller Regel ein Röntgenbild angefertigt und auch die Analdrüsen werden kontrolliert. Auch ein Blutbild ist hilfreich: In der labordiagnostischen Untersuchung fällt eine deutliche Erhöhung des Muskelenzymwert Creatinkinase im Blut auf.

Ursachen: Wie kommt es zu einer Wasserrute beim Hund?

Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, was eine Wasserrute auslöst. Oft steht sie in Verbindung mit starker Beanspruchung beim Hundetraining, bei der Jagd oder generell nach starker körperlicher Überanstrengung oder einem Bad in sehr kaltem Wasser. Jedoch können auch längere Autofahrten und eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten, etwa weil der Hund in einer Transportbox sitzt, eine Wasserrute verursachen. Verminderte Durchblutung gilt als wahrscheinlichste Ursache. Aber auch eine Stauchung der Schwanzwirbelgelenke oder eine Entzündung zwischen den Wirbeln sind mögliche Gründe, die diskutiert werden.

Mögliche Ursachen einer Wasserrute

  • Stauchung der Schwanzwirbelgelenke
  • Entzündungen zwischen den kleinen Schwanzwirbelgelenken durch starke Belastung
  • vorübergehende Durchblutungsstörung (Ischämie) der Muskulatur der Rute
  • Muskelschaden an der Rutenmuskulatur (kaudale Myopathie)
  • bereits vorhandene Probleme an der Lendenwirbelsäule und am Kreuzbein in Kombination mit Schwimmen, Kältereiz oder übermäßiger Aktivität

Die Muskelgruppen, die beim Befund Wasserrute eine Rolle spielen, sind die Muskeln des „Musculus intertransversarius ventralis caudalis (IVC)”. Diese Muskeln sind für das Wedeln mit der Rute zuständig. Um die Schwanzbasis herum gibt es nur wenig Platz, in dem sich Muskeln ausdehnen können. Dementsprechend ist die Blutzufuhr zu diesen Muskeln eingeschränkt – das verursacht Schmerzen, Schwellungen, Muskelschäden und Lähmungen.

Therapie: Was tun, wenn der Hund eine Wasserrute hat?

Nach einer eindeutigen tierärztlichen Diagnose erhält dein Hund in der Regel entzündungshemmende Schmerzmittel. Sie fördern den Heilungsprozess und das Abklingen der Entzündung, außerdem erleichtern sie deinem Hund seine schmerzhafte Lage. Ergänzend musst du für Wärme im Rücken und im Bereich der Rute sorgen. Ein warmes Körnerkissen oder eine Wärmflasche im hinteren Teil des Hundekörbchens oder gegen den Rücken des liegenden Hundes gelehnt, kann als Hausmittel den Heilungsprozess bei einer Wasserrute fördern. Achte darauf, dass die unterstützende Wärme nur warm und nicht zu heiß ist und dass sich dein Hund jederzeit der Wärmequelle selbstständig entziehen kann. Du solltest deinen Hund so lange schonen, bis alles abgeheilt ist. Durch die Schmerzen kann er auch vorübergehend ein verändertes Sozialverhalten zeigen: Halte ihn deshalb einige Tage von Artgenossen fern und lasse ihn nicht unbeaufsichtigt mit kleineren Kindern.
Zusätzlich können physiotherapeutische Behandlungen die Heilung unterstützen. Dazu zählen Laser- und Elektrotherapie oder eine professionelle Massage, die die Muskeln entspannt. Sofort behandelt, klingt die Erkrankung in der Regel nach wenigen Tagen wieder ab. In seltenen Fällen dauert es bis zu zwei Wochen, in sehr seltenen Fällen bleibt eine abnorme Rutenhaltung bestehen.

Wasserrute beim Hund vorbeugen

Da es sich bei der Wasserrute um eine sehr schmerzhafte und unangenehme Erkrankung deines Hundes handelt, solltest du alles daransetzen, dass es erst gar nicht dazu kommt. Was kannst du tun? Auch wenn dein Hund verrückt nach Wasser ist, hindere ihn im Herbst und Winter daran, ins kalte Wasser zu springen. Vermeide besser auch übertriebenes Training in kühlem Wasser oder in einer nasskalten Umgebung. Wenn dein Hund – was bei manchen wasserverrückten Rassen der Fall ist – schwer von einem Sprung ins kalte Nass abzubringen ist, dann ist es deine Aufgabe, das Spiel rechtzeitig zu beenden. Das gilt auch bei warmen Temperaturen, denn Patienten mit Wasserruten werden vor allem im Sommer mit dieser Erkrankung in Tierarztpraxen vorstellig: Sorge dafür, dass dein Hund sich nicht überanstrengt.

Um einer Wasserrute vorzubeugen, ist es auch hilfreich, deinen Hund nach dem Baden gut abzutrocknen und warm zu halten – etwa mit einem Bade- und anderen Hundemantel. Nasse Hunde sollten immer in Bewegung gehalten werden und sich nicht zur Pause ablegen.

Nicht immer kommt eine Wasserrute von einem Bad im kalten Wasser. Auch wenn dein Hund lange Zeit in einer Transportbox oder einem anderen engen Raum sitzt, wobei die Beweglichkeit und somit die Durchblutung der Rutenmuskulatur eingeschränkt ist, kann das zu einer Wasserrute führen. Plane deshalb auf langen Reisen genügend Ruhepausen ein, damit dein Hund die Möglichkeit hat, sich zu bewegen und die Beine auszustrecken. So kommt die Blutzirkulation wieder in die Gänge.

Wie du deinen Hund im Sommer abkühlen kannst

Wenn du deinen Hund nicht so viel schwimmen lassen möchtest, weil du einer Wasserrute vorbeugen willst, gibt es weitere Möglichkeiten der Abkühlung. So kannst du im Garten einen Pool aufstellen oder deinem Hund eine Kühlmatte  bereitlegen. Auch Kühlhalsbänder oder Kühlwesten verschaffen Abhilfe bei starker Hitze – sie sollten allerdings nicht dauerhaft getragen werden. Auch gegen ein erfrischendes Hundeeis haben die meisten Fellnasen nichts einzuwenden. Das kannst du übrigens auch ganz einfach alleine herstellen. Gib deinem Liebling aber nur eine kleine Portion, damit er keine Magenprobleme bekommt.

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