Katzen und ihre Knochen: anatomische Präzisionskörper
05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Springen, Klettern, Wendigkeit – kaum ein anderes Tier fasziniert Menschen so durch seine Eleganz, Geschmeidigkeit und nicht zuletzt schier atemberaubenden körperlichen Fähigkeiten. Ob sie lautlos durchs Gras pirscht, um sich in Sekundenbruchteilen auf ihre Beute zu stürzen, in Windeseile Bäume und Schränke erklimmt oder nonchalant in schwindelnder Höhe balanciert: Ohne ihren speziellen Körperbau wäre die Samtpfote zu vielen dieser Dinge nicht fähig. Zeit, einen näheren Blick auf das Katzenskelett zu werfen.
Das Skelett einer Katze ist ihrer Lebensweise als lauernder Jäger perfekt angepasst: Die etwa 244 Knochen sind leicht und stabil, ihre Anzahl variiert je nach Rasse ein wenig, bedingt im Wesentlichen durch die Länge des Schwanzes. Allein der Katzenschädel besteht aus 29 Einzelknochen. Die Wirbelsäule einer Katze ist aus etwa 50 Wirbeln zusammengesetzt, 20 davon entfallen auf den Schwanz. Insgesamt hat die Katze so mindestens 40 Knochen mehr als ein Mensch. Eine Besonderheit sind die nur lose durch Bänder mit dem Skelett verbundenen Schultern der Katze; ein Schlüsselbein ist nur rudimentär vorhanden. Durch diesen Aufbau haben Katzen einen sehr schmalen Brustkorb, der es ihnen ermöglicht, auch schmale Spalten zu durchschlüpfen. Das Skelett ist so flexibel angelegt, dass es die Wucht des Aufpralls nach weiten Sprüngen oder Stürzen abfedern kann, sofern genug Zeit zur Ausführung des Drehreflexes bleibt.
Auch die hohen Beine der Katze sind ausgesprochen robust. Eine Katze verfügt über 13 Rippenpaare und diese bieten stabilen Schutz für die inneren Organe des Brustkorbs. Die Vordertatzen der Katze setzen sich auf Knochenebene aus Vorderwurzelknochen, Vordermittelfußknochen und den Zehen mit den Krallen zusammen. Der Vordermittelfußknochen ist dabei in seiner Funktion analog zu einer menschlichen Handfläche zu sehen. Dieser differenzierte Aufbau erlaubt es der Katze, erstaunliche feinmotorische Bewegungen auszuführen. Manche Katzen greifen nicht nur nach Beute, sondern fressen ganz manierlich, indem sie Futter mit der Pfote aus dem Napf zum Maul befördern.
Selbst ein geschmeidiger Akrobat kann sich einen Knochenbruch zuziehen. Den bemerkst du schnell daran, dass die Katze eine Gliedmaße auffällig schont oder an einer abnormalen Körperhaltung. Sollte deine Katze eine Fraktur haben, zögere nicht, den Tierarzt aufzusuchen: Eine Kraft, die so stark ist einen Katzenknochen zu brechen, könnte auch einen Gewebeschaden oder innere Verletzungen verursacht haben; die sind im Zweifelsfall gefährlicher als der Bruch. Ist das Risiko abgeklärt und es ist tatsächlich nur der Knochen beschädigt, stehen die Genesungschancen gut: Katzen, das haben Studien bewiesen, verfügen über ein besseres Heilungspotenzial für Brüche als viele andere Tierarten. Mit Stützverbänden, mehrwöchiger Käfigruhe und anschließender Rekonvaleszenzzeit lassen sich einfache Brüche gut behandeln. Komplizierter wird es, wenn ein chirurgischer Eingriff mit regelmäßiger Wundversorgung nötig wird.
Das Skelett ist die eine Seite der Katzenanatomie. Damit Bewegung in die Katzenknochen kommt, spielen aber auch eine Vielzahl von Sehnen, spezialisierter Muskeln und flexibler Gelenke mit. Insgesamt verfügt der Katzenkörper über etwa 500 frei bewegliche Muskeln. Vor allem die Muskulatur der Hinterbeine ist erstaunlich: Eine fitte Katze kann aus dem Stand bis zu zwei Meter hoch springen – das entspricht ihrer sechsfachen Körperlänge. Auch ihre Geschwindigkeit ist enorm: Zwar ist eine Hauskatze nicht ganz so schnell wie ihr großer Verwandter in der afrikanischen Savanne: Geparden erreichen Spitzengeschwindigkeiten von 110 Stundenkilometern, allerdings nur auf kurzer Strecke. Aber auch die Hauskatze kann beim Toben und Jagen erstaunlich schnell sprinten. Dabei überhitzen die Muskeln rasch: Katzen sind keine nimmermüden Ausdauersportler. Viel anspruchsvoller für die Muskeln und nicht minder anstrengend ist allerdings die Schleichjagd: Beim Anpirschen führt die Katze extrem langsame Muskelbewegungen aus.
Die meisten Beweglichkeitsprobleme einer Katze haben indirekt oder unmittelbar mit der Ernährung zu tun. Vor allem Übergewicht ist Gift für das zierliche Skelett und die Agilität: Leicht können Deformationen oder Arthrose durch Abnutzung der Gelenke entstehen. Diese Prozedur äußert sich schleichend.
Achte daher auch bei jungen und schlanken Katzen ständig auf:
- Genügend Bewegung und Spiel, insbesondere bei Wohnungskatzen: Eine sportliche Katze bleibt schlank und trainiert ihre Muskeln.
- Hochwertiges Futter in Maßen: Achte auf die Qualität des Futters. Wie auch bei menschlichen Nahrungsmitteln können versteckte Zucker und Fette für unnötige Kalorienzufuhr sorgen. Erweist sich der Stubentiger als Vielfraß, solltest du die Menge reduzieren oder auf kalorienärmere Produkte zugreifen.
- Gegebenenfalls kann Ergänzungsfuttermittel auf Basis von Gelatine-/Kollagen-Hydrolysat dabei unterstützen, Muskeln und Gelenke der Katze gesund zu erhalten.
- Unfallrisiken vermeiden: Ein Sturz vom Balkon oder ein Verkehrsunfall würde mit einem Knochenbruch noch glimpflich ausgehen. Untersuche die Wohnung und Umgebung auf potenzielle Gefahrenquellen und beseitige diese. Sorge für Absicherung, zum Beispiel mit einem Katzennetz auf dem Balkon oder Fenstersperren.
Spezielles Augenmerk solltest du auch auf die Stabilität der Knochen legen.
Folgende Faktoren können die Stabilität der Knochen schädigen:
- Schilddrüsen- und Nierenkrankheiten
- Überversorgung mit Vitamin A (zu viel Leber im Futter)
- Vitaminpräparate im Übermaß
- Vitamin D-Mangel
- Calcium-Mangel (bei ausschließlicher Fleischfütterung)