Capybara – Liebenswerter Exot mit ausgeprägtem Gemeinschaftssinn
30.08.2023 - Lesedauer: 8 Minuten
Spätestens seitdem der Capybara Song auf TikTok viral gegangen ist, sind die süßen Wasserschweine in aller Munde. Sie sind die Stars unzähliger Capybara Memes und zaubern uns mit unterhaltsamen Videos ein Lächeln ins Gesicht. Aber was genau macht die exotischen Nagetiere eigentlich so besonders und eignen sie sich auch als Haustier? Antworten auf diese und weitere Fragen rund um das Capybara findest du hier.
Das Capybara wird im deutschsprachigen Raum auch als Wasserschwein bezeichnet und ist das größte Nagetier der Welt. Mit bis zu 75 kg Gewicht und einer Länge von über 100 cm gehört es zur Familie der Meerschweinchen. Das mag auf den ersten Blick etwas überraschend scheinen, bei genauerer Betrachtung lässt sich eine äußere Ähnlichkeit mit den quirligen kleinen Verwandten aber doch recht gut erkennen.
Das Capybara ist in den tropischen Sumpfgebieten und Graslandschaften Südamerikas beheimatet. Getreu seinem Namen lebt es dort in der Nähe von Seen, Flüssen oder anderen Wasserquellen, da es zu den sogenannten semiaquatischen Tierarten gehört: Ähnlich wie Biber, Otter oder auch Flusspferde leben Capybaras sowohl an Land als auch im Wasser. Insbesondere in Gefahrensituationen ist Wasser das bevorzugte Element des Capybaras, denn dort kann es sich sehr schnell fortbewegen und abtauchen, um beispielsweise Feinden zu entkommen.
In freier Natur leben Capybaras in Herden von bis zu 30 Tieren zusammen. Dabei können kleinere Gruppen jedoch auch nur aus einem Elternpaar und seinem Nachwuchs bestehen. Einzelgänger kommen bei Capybaras nur selten vor, in der Regel handelt es sich hierbei dann um ausgewachsene Männchen.
Gewässer sind für das Capybara Nahrungsquelle und Lebensraum zugleich. Abkühlen, Reinigen, Fressen, Spielen oder sogar Schlafen – im Wasser ist das Capybara voll in seinem Element.
Capybaras haben Schwimmhäute zwischen den Zehen, mit deren Hilfe sie sich im Wasser sehr schnell und geschickt fortbewegen können. Sie sind daher hervorragende Schwimmer und entscheiden sich in bedrohlichen Situationen fast immer für den nassen Fluchtweg. Hier tauchen sie blitzschnell ab und können bis zu 5 Minuten unter Wasser bleiben, ohne Luft zu holen. Das gelingt unter anderem deshalb, weil sie ihre Nasenlöcher beim Tauchgang wasserdicht verschließen können.
Auch der übrige Körperbau des Capybaras ist optimal an das Leben am und im Wasser angepasst: Die Augen sind relativ weit hinten und oben am Kopf angesiedelt und auch Nase und Ohren befinden sich am oberen Kopfende. Durch diesen Umstand kann sich das Capybara besonders unauffällig im Wasser fortbewegen und ist gerade in sumpfigen Gewässern bestens getarnt. Ähnlich wie bei Krokodilen sind dann oftmals nur Augen und Nase oberhalb der Wasseroberfläche zu sehen.
Capybaras stammen ursprünglich aus den warmen Feuchtgebieten des Amazonas und sind deshalb an ein anderes Klima angepasst, als es üblicherweise in Deutschland vorherrscht. Dennoch ist es möglich, den Wasserschweinen auch hierzulande ein artgerechtes Leben zu ermöglichen. Um ein Capybara als Haustier halten zu dürfen, benötigst du in Deutschland unter Umständen eine offizielle Erlaubnis. Informiere dich hierzu am besten direkt bei deinem örtlichen Veterinäramt oder der Kreisverwaltungsbehörde. Entscheidend ist, dass du deine persönliche Eignung für die Haltung und Pflege der Nager nachweisen kannst. Dazu zählt sowohl ein umfassendes Wissen zur richtigen Versorgung der Tiere – in den meisten Fällen durch einen offiziellen Sachkundenachweis nach §11 Tierschutzgesetz nachzuweisen – als auch die Bereitstellung eines angemessenen Geheges.
Gerade den zweiten Punkt solltest du dabei nicht unterschätzen: Capybaras benötigen viel Platz und insbesondere eine dauerhafte, ausreichend große Wasserquelle. Für die Wintermonate muss ihnen außerdem ein beheiztes Innengehege mit Wasserzugang zur Verfügung stehen. Die Einrichtung eines angemessenen Capybara-Geheges ist also nicht nur aufwendig, sondern auch kostspielig. Aus diesem Grund findet man Wasserschweine in Deutschland vor allem in Zoos oder Tierparks, da diese eher für ein tierfreundliches und artgerechtes Umfeld sorgen können als Privatpersonen.
Wenn du dich dennoch dafür entscheidest, Capybaras als Haustiere zu halten, solltest du auch die Preise für die Anschaffung der Nager berücksichtigen. Ein Capybara kostet in der Regel mehrere tausend Euro und man muss nach gesetzlicher Vorgabe zur Förderung des Tierwohls immer mindestens zwei Tiere, besser eine Gruppe, halten. Möchtest du ein Capybara kaufen, recherchiere nach seriösen Züchtern, die dir alle Fragen zu deinem neuen Liebling aus eigener Erfahrung beantworten können. Schau dir vor Ort genau an, wie die Tiere beim Züchter untergebracht sind und lasse dir Nachweise über tierärztliche Untersuchungen zeigen.
Möchte man Capybaras außerhalb ihres natürlichen Lebensraums ein artgerechtes Zuhause bieten, gilt es einige Voraussetzungen zu erfüllen.
Aufgrund ihres geselligen Wesens sollten Capybaras niemals einzeln gehalten werden. Idealerweise steht ihnen ein weitläufiges Gelände zur Verfügung, das sie mit mehreren Artgenossen teilen können. Da Capybaras sehr entspannte und friedliche Mitbewohner sind, vertragen sie sich in der Regel gut mit anderen Tierarten und leben beispielsweise in Zoos häufig auf Gemeinschaftsflächen mit weiteren Spezies aus dem südamerikanischen Raum zusammen. Sie werden scherzhaft auch als „beweglicher Stuhl“ bezeichnet, weil sie es ganz unbeeindruckt dulden, dass kleinere Tiere wie Vögel oder Äffchen auf ihrem Rücken herumturnen. Im Normalfall verstehen sich die freundlichen Nager sogar mit Hunden, Katzen oder Hühnern.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) schreibt in seinem Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren für das Außengehege von zwei Capybaras eine Mindestgröße von 40 m2 vor, zusätzliche 20 m2 pro weiterem Tier. Außerdem muss vor allem für die kühlere Jahreshälfte ein beheizbares Innengehege von mindestens 10 m2 für zwei Tiere zur Verfügung stehen. Da Capybaras aus einem tropischen Klima stammen, benötigen sie bei Temperaturen unterhalb von 15 °C eine Rückzugsmöglichkeit in wärmere Innenräume.
Der Gehegeboden sollte für Capybaras möglichst aus natürlichem Untergrund (Naturboden) bestehen, im Innenbereich können alternativ auch Materialien wie Sand oder Rindenmulch verstreut werden. Ein gut gepolsterter Liegeplatz im warmen Innenbereich bietet den Tieren einen Ort, um sich auszuruhen.
Das wichtigste Element eines Capybara-Geheges ist eine ausreichend große Wasserquelle, die ganzjährig zugänglich ist. Dabei sollte das Becken den Tieren die Möglichkeit bieten, vollständig unterzutauchen und bestenfalls auch einige Schwimmzüge zu machen. Daher ist eine Größe von mindestens 4 m2 für zwei Wasserschweine vorgeschrieben, mit einer mittleren Tiefe von 0,5 m. Ideal ist natürlich ein größerer Teich im Außengehege, kombiniert mit einem kleineren Wasserbecken im Innenbereich. Der Einstieg ins Wasser sollte den Capybaras durch eine integrierte Schräge erleichtert werden, sofern sich kein sanft abfallendes Ufer aus der natürlichen Anlage ergibt. Da die Tiere ins Wasser koten und auch Futterreste hineintragen, muss das Wasserbecken unbedingt mit einem ausreichend dimensionierten Filter ausgestattet sein und im Idealfall über einen Ablauf für einen Wasserwechsel verfügen.
Capybaras ernähren sich rein pflanzlich. Zu ihren bevorzugten Speisen zählen Gräser oder Wasserpflanzen, gelegentlich auch Baumrinde, die sie von Ästen abnagen. Außerhalb ihres natürlichen Lebensraums werden sie zusätzlich mit Heu, Salat oder frischem Obst wie zum Beispiel Wassermelone versorgt. Gelegentlich fressen die Nager auch ihren eigenen Kot, um zusätzliche Nährstoffe zu gewinnen und ihre Verdauungsprozesse zu unterstützen. Bei der Fütterung sollte besonders auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin C geachtet werden, denn Capybaras können das Vitamin im Gegensatz zu den meisten anderen Säugetieren nicht selbst produzieren. Es ist für sie also sehr wichtig, ausreichend Vitamin C über die Nahrung aufzunehmen.
Da die Zähne eines Capybaras lebenslang wachsen, ist es notwendig, ihm entsprechend rohfasserreiche und energiearme Nahrung anzubieten – so wird ausgiebig und häufig gekaut und die Zähne reiben sich ausreichend aneinander ab. Auch Holz zum Benagen erfüllt diesen Zweck. Andernfalls würden die Zähne immer weiterwachsen und zu großen gesundheitlichen Problemen bis hin zum Hungertod führen, weil die Nahrungsaufnahme zu Schmerzen führt oder gar nicht mehr möglich ist.
Gut zu wissen
Der Name Capybara leitet sich aus Begriffen der indigenen Sprache Guaraní ab und bedeutet übersetzt so viel wie „der, der schlanke Blätter frisst“. Diese Bezeichnung ist darauf zurückzuführen, dass Capybaras zu den größten einheimischen Grasfressern Südamerikas gehören. Von einigen Amazonas-Stämmen wird das Capybara sinngemäß auch „Herr der Gräser“ genannt.
Das rotbraune Fell des Capybaras ist borstig und nicht sehr dicht. Capybaras verfügen über keine Unterwolle und ihre Haut ist daher weniger gut gegen Kälte und Sonneneinstrahlung geschützt. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass sie sich auch in schattige Bereiche zurückziehen können, da ihnen ansonsten Sonnenbrand droht. Für die Fellpflege tauchen Capybaras gerne im Wasser ab, um sich von Schmutz und möglichen Parasiten zu befreien.
Capybara-Herden werden von einem einzigen geschlechtsreifen Männchen angeführt, das mehrere Weibchen und Nachkommen zu seiner Familie zählt. Die Paarung findet im Wasser statt und Capybara-Weibchen tragen in der Regel einen oder maximal zwei Würfe pro Jahr aus. Dabei werden nach einer Tragzeit von etwa 4–5 Monaten schließlich die Capybara Babys geboren.
Ein Wurf besteht aus 1–7 Jungtieren, die bereits vollständig behaart und mit ausgeprägten Zähnen auf die Welt kommen. Sie können direkt nach der Geburt sehen und laufen. Capybara Babys zählen zu den Nestflüchtern, weil sie schon nach kurzer Zeit eigenständig auf Entdeckungstour gehen und neben der Muttermilch auch sehr früh feste Nahrung zu sich nehmen. Das macht sie unabhängig. Nach etwa 2–4 Monaten werden sie von der Mutter entwöhnt und sind von da an auf sich allein gestellt.
Wenn männlicher Nachwuchs heranwächst, muss er später häufig vom Rest der Gruppe getrennt werden, um Rivalitäten mit dem ranghöheren Männchen zu vermeiden. Idealerweise findet man dann eine eigene kleine Familie für den Unterlegenen, mit der er eine neue Herde aufbauen kann.
SteckbriefCapybara
Herkunft | Südamerika |
Größe | ca. 110-130 cm, Weibchen i. d. R. etwas größer als Männchen |
Gewicht | ca. 50-75 kg |
Fellfarbe | rotbraun, borstig, keine Unterwolle |
Charakter | gesellig, friedlich, gelassen |
Lebenserwartung | 10-12 Jahre |
Geschlechtsreife | nach 15-18 Monaten |
Würfe pro Jahr | 1-2 |
Tragzeit | 110-150 Tage |
Anzahl der Jungtiere | 1-7 |
Besonderheiten | Männchen haben eine Duftdrüse auf der Nase, die während der Paarungszeit anschwillt |