Kaninchen beschäftigen mit Kaninhop
05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Kaninchen können weit mehr als mümmeln und niedlich aussehen: Die Tiere sind von Natur aus bewegungsfreudige, flinke Geschöpfe. Sie sind mit erstaunlicher Geschwindigkeit, Sprungkraft und Beweglichkeit unterwegs. Beim Rennen, Hakenschlagen und Überwinden von Hindernissen macht den Kaninchen so schnell niemand etwas vor. Darüber hinaus sind Kaninchen sehr intelligente Tiere. Kein Wunder – um in der Wildnis zu überleben, müssen sie stets aufmerksam sein und maximale Anpassungsfähigkeit beweisen. All das sind Qualitäten, über die auch ein Hauskaninchen verfügt, die in der Gehegehaltung aber oft brachliegen. Fördere deine Kaninchen und spiele mit ihnen: Du wirst erstaunt sein, was in ihnen steckt.
Dass Kaninchen passive Tiere seien, ist ein unter Laien weitverbreiteter Irrglaube. Wenn man Kaninchen tagsüber beobachtet, scheint es zwar so, als würden sie vorwiegend ruhen. In Wirklichkeit sind Kaninchen von Natur aus dämmerungsaktiv und laufen besonders früh am Morgen und in den Abendstunden zur Hochform auf. Wenn du deinen Kaninchen dann freie Bahn lässt, kannst du beobachten, wie sie ihre Umgebung erkunden, auf Möbel springen, offene Schränke inspizieren und überhaupt großes Interesse an allem zeigen.
Damit dieser Erkundungsdrang nicht in ungewollte Bahnen abgleitet, etwa „Vandalismus“ an Holzmöbeln oder permanenten Ausbruchsversuche, solltest du die Kaninchen zum Spiel animieren. Das festigt ganz nebenbei dein Verhältnis zu den Tieren. Ebenso wie Katzen sind die meisten Kaninchen verspielte Tiere, die es lieben, mit ihrem Halter zu interagieren – vor allem, wenn es dabei eine Leckerei zu ergattern gibt. Kaninchen können kleine Tricks lernen und sind meist auch an spannenden Hindernisparcours interessiert. Mit ansprechender geistiger Herausforderung bleiben Kaninchen clever und lebhaft, mit ausreichender Bewegung hältst du die Tiere zudem fit und gesund. Es lohnt sich also, täglich ausreichend Zeit für das gemeinsame Spiel einzuplanen.
Jedes Kaninchen hat seinen eigenen Charakter und ganz individuelle Talente. Finde heraus, was deinen Tieren liegt. Erweist ein Kaninchen sich als Intelligenzbestie, sind Suchspiele, Fummelspielzeuge oder Problemlösungsaufgaben genau das Richtige. Ein Tier ist nicht auffallend schlau, liebt es aber, sich möglichst rasant zu bewegen? Für dieses sportliche Kaninchen sind Hindernisläufe eine Herausforderung. Mit geeigneten Spielzeugen zum Verstecken, Beklettern und Nagen können die Kaninchen sich auch eine Weile allein beschäftigen. Probier einige Spiele aus:
Kaninchenspiele
- Intelligenz- und Suchspiele
- Törchen durch Aufdrücken oder Aufziehen öffnen
- Auf den Namen und Kommandos hören
- Geschicklichkeitsspielzeug wie Futter- und Heubälle
- Tunnel, Brücken oder Röhren (unbedingt aus kleintiergerechtem Naturmaterial)
- Schnüffelmatten
- Spielerisches Verstecken und Fangen spielen (letzteres nur bei zutraulichen und mutigen Kaninchen)
- Einzelne Hindernisse überspringen oder durchqueren
- Kleine Tricks ausführen, zum Beispiel Männchen machen oder Pfötchen geben
- Kaninhop-Hindernisparcours
Selbst die tägliche Fütterung kann spielerisch erfolgen und die Tiere fit halten. Ein aufgehängtes Kräuterbüschel, nach dem die Kaninchen hangeln müssen, oder ein tief unten in einer Schachtel voller Zeitungspapier verstecktes Leckerchen motiviert sie dazu, sich ihr Futter zu erarbeiten.
Kaninhop ist Agility für Langohren: In den 1980er-Jahren entdeckten Kaninchenzüchter in Skandinavien, dass ihre Tiere sich für Hindernisparcours interessierten und es ihnen offenbar gefiel, ihre Geschicklichkeit darin zu proben. Ganz ähnlich wie beim bekannten Hunde-Geschicklichkeitssport stellte sich heraus, dass Kaninchen solchen Herausforderungen durchaus gewachsen sind. Um die Kaninchen zu animieren, wird deren natürlicher Bewegungsdrang und Neugier ausgenutzt und, wie es grundsätzlich bei jedem Spiel mit Tieren sein sollte, mit viel Geduld, Lob und Leckerchen gearbeitet. Allerdings solltest du Kaninhop nur mit nervenstarken, wenig schreckhaften und körperlich fitten Tieren betreiben. Es gibt offizielle Kaninhop-Turniere, bei denen das Kaninchen im speziellen Kaninchen-Geschirr an der Leine geführt wird, um gemeinsam mit seinem Halter den Parcours zu durchqueren.
Zur Ausstattung für Kaninhop gehören, analog zum Hunde-Agility, Hürden, Tunnel, Wippen und Slalomstangen. Diese gibt es im Fachhandel in passender Größe zu kaufen, sie lassen sich aber auch mit einfachen Mitteln selbst basteln. Achte dabei auf Sicherheit und Stabilität: Die Kaninhop-Hindernisse müssen so leicht und solide sein, dass das Tier sich nicht verletzen kann oder erschreckt und den Spaß am Training dauerhaft verliert. Kaninchen sind Fluchttiere, die bei Gefahr Deckung suchen, sich unangenehme Situationen und Schreckerlebnisse sorgfältig einprägen und künftig meiden. Wichtig ist, dass du das Kaninchen spielerisch an die einzelnen Hindernisse heranführst und es mit positiver Verstärkung motivierst. Verlock das Tier beispielsweise mit einem Leckerbissen dazu, eine kleine Hürde zu überspringen und belohn es, wenn es sich darauf einlässt. Hat das Tier den Zusammenhang zwischen Hopser und Löwenzahnblatt erkannt, wird es von sich aus damit beginnen, dir den Trick vorzuführen.
Sobald das Kaninchen seine Flegelzeit hinter sich gelassen hat, also im Alter zwischen vier und acht Monaten, sollte es in der Lage sein, sich zu konzentrieren und auf Dressurmaßnahmen einzulassen. Kaninchen sprechen auf das bekannte Clickertraining gut an. Dabei wird ein erwünschtes Verhalten verstärkt, indem eine Belohnung dafür gleichzeitig mit einem akustischen Signal gereicht wird. Dieses wird üblicherweise mit einem Knackfrosch erzeugt, generell eignen sich aber auch andere, nicht zufällig in der Umgebung des Tieres auftretende Geräusche oder ein spezielles Signalwort.
Das Tier lernt, das Geräusch mit Bestätigung seines Verhaltens zu verknüpfen; das Signal überbrückt den Zeitpunkt zwischen erwünschter Aktion bis zur Gabe der Belohnung. Das Clickertraining eignet sich besonders gut, um Kaninchen Tricks und Kommandos beizubringen. Neben unterhaltsamen Kunststücken wie Männchen machen oder sich umzuwälzen ist es ausgesprochen praktisch, wenn das Tier lernt, auf Zurufe wie „Komm“, „Nein“ oder seinen Namen zu hören.