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Riesenkaninchen: Gigantische und sanfte Mümmler

05.05.2023 - Lesedauer: 3 Minuten

Ein Kaninchen sitzt auf der Wiese.

Wer zum ersten Mal ein Riesenkaninchen zu Gesicht bekommt, kommt aus dem Staunen so schnell nicht heraus: Im Vergleich zu Wildkaninchen oder gängigen Hauskaninchenrassen sind die Tiere geradezu gewaltig. Die Riesenkaninchen sind drei- bis viermal so schwer wie ein „normales“ Hauskaninchen und haben trotzdem die gleichen, niedlich wirkenden Proportionen. Der runde Kopf, die großen Augen und der gedrungene Körper sind in den Dimensionen enorm vergrößert. Ursprünglich als Masttiere gezüchtet, erfreuen sich die Riesen unter den Langohren heute als Hausgenossen zunehmender Beliebtheit. Kein Wunder: Die sanften Kolosse bringen als Haustier ein Menge Vorzüge mit sich. Lies hier Näheres über die großen Kaninchenrassen.

Wieso gibt es Riesenkaninchen?

Menschen domestizierten Kaninchen einst, um sie zu essen. Die Tiere ließen sich mit geringem Aufwand halten und sorgten zuverlässig und reichlich für Nachwuchs. Man musste also nicht mehr auf die Jagd gehen. Ein wesentlicher Vorzug – und so breiteten sich die Kaninchen im Laufe der Kulturgeschichte im Gefolge des Menschen zügig fast weltweit aus. Für die Menschen war es natürlich von Vorteil, wenn die Tiere möglichst groß waren und rasch Masse ansetzten. Folgerichtig begann man mit der Verpaarung großer Elterntiere und selektierte immer weiter nach den Körpermaßen der Tiere. Nach und nach entstanden so Zuchtlinien, in denen die Größe der Tiere eine immer wichtigere Rolle spielte. Später kam die Etablierung von Farbschlägen hinzu. Das Ergebnis waren im Vergleich zur Ausgangsform riesenhafte Kaninchen in regional charakteristischen Farbvarianten: Ein Ergebnis von genetischer Auslese und gezielter Verpaarung über unzählige Kaninchengenerationen hinweg.

Welche Riesenkaninchenrassen gibt es?

Als Riesenkaninchen gelten laut international etablierten Zuchtstandards Tiere, die schwerer als 5,5 Kilogramm sind. Die für Ausstellungen zulässige Grenze nach oben liegt derzeit bei 11,8 Kilogramm. Den aktuellen Rekord stellte ein britisches Kaninchen namens Darius auf, das bei einer Länge von 1,32 Metern 22 Kilo auf die Waage brachte.

Den besonderen Charme von Riesenkaninchen als Haustieren macht neben dem eindrucksvollen Format ihr Charakter aus: Die Tiere gelten als ausgesprochen gemütlich, sanft und ausgeglichen, werden schnell zahm und zutraulich. Durch ihre Größe sind sie außerdem etwas robuster als ihre kleinen, zarten Artgenossen und arrangieren sich in der Regel auch mit kleineren Kindern oder verspielten Haustieren wie kleineren Hunden oder Katzen.

Was muss ich bei der Haltung von großen Kaninchenrassen beachten?

Das Naheliegende bei der Haltung von Riesenkaninchen: Sie brauchen Platz. Viel Platz. Um Riesenkaninchen ein artgerechtes Leben zu bieten, kommst du um eine Gehege- oder Volierenhaltung beziehungsweise durchgängige Freilaufhaltung in der Wohnung nicht herum. Räumliche Enge im Stall oder gar in Käfighaltung ist absolut nicht tiergerecht! Solche bedauernswerten Tiere werden apathisch und unbeweglich.

Der Speiseplan des Riesenkaninchens unterscheidet sich hingegen nicht von dem eines kleineren Hauskaninchens – abgesehen davon, dass von allem jeweils größere Portionen nötig sind.

In Deutschland sind vier Riesenkaninchen-Varianten verbreitet:

  • Deutsche Riesen: Der Deutsche Riese ist eigentlich ein Belgier. Die Rasse kam im 19. Jahrhundert im für seine Kaninchenzucht bekannten Genf auf und wurde gegen Ende des Jahrhunderts nach Deutschland exportiert. 1893 wurde das erste Riesenkaninchen – damals mit lediglich 4,5 Kilo noch wesentlich leichter als seine modernen Nachkommen – bei einer Ausstellung in Chemnitz präsentiert. Im weiteren Verlauf der Zuchtgeschichte wurde auf ein einfarbiges Fell ohne Abzeichen und möglichst hohes Gewicht Wert gelegt. Heute wird im Sinne des Tierwohls darauf geachtet, dass die Tiere eine gesunde Statur und Proportionen haben. Noch bis 1948 wurden die Tiere als „Belgische Riesen“ geführt, sind zwischenzeitlich aber als eigene Rasse anerkannt. Das übliche Gewicht eines Deutschen Riesen liegt bei etwa sieben Kilogramm.
  • Weiße Riesen sind der weiße Farbschlag des Deutschen Riesen, der durch gezielte Verpaarung von Albinos herausgezüchtet wurde. Erstmals ausgestellt wurden weiße Riesen im Jahr 1904. Die Tiere sind reinweiß und haben rote Augen. Ihr Fell war begehrt: Als preiswerte Alternative zu Edelpelzen. Seit 2012 sind die Weißen Riesen keine eigene Zuchtrasse mehr, sondern werden den Deutschen Riesen zugeordnet. Mit 6,5 Kilogramm sind die Weißen Deutschen Riesen im Schnitt etwas leichter als die wildfarbenen Varianten.
  • Deutsche Riesenschecken: Diese Rasse kam um die Wende zum 20. Jahrhundert im Rheinland auf. Die auffällig gemusterten Tiere gingen aus dem sogenannten Belgischen, beziehungsweise Deutschen, Landkaninchen hervor. Die Riesenschecken wurden züchterisch dabei eine Weile parallel zum Landkaninchen geführt. In den Zuchtstandards ist sehr genau festgelegt, wie die typischen Scheckungen des Kaninchens aussehen und übers Fell verteilt sein sollen. Mit einem Gewicht von etwa sechs Kilogramm sind Deutsche Schecken relativ „leicht“.
    Deutscher Widder: Hierbei handelt es sich formal nicht um eine Riesenkaninchenrasse, allerdings sind die Tiere mit fünfeinhalb bis neun Kilo Gewicht sehr groß. Der Mümmler ist eine Weiterzüchtung des Französischen Widders und in vielen verschiedenen Farbschlägen anerkannt. Seine Schlappohren besitzen eine Spannweite von bis zu 45 Zentimetern.
Gibt es zuchtbedingte Krankheitsanfälligkeiten bei Riesenkaninchen?

Leider ist es bei Riesenkaninchen wie bei anderen Haustierrassen mit Riesenwuchs so, dass ihre Lebenserwartung deutlich niedriger ist als bei kleineren Artgenossen. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Riesenkaninchens liegt etwa bei vier Jahren; bei artgerechter Haltung und stabilem Gesundheitsstatus können sie in Einzelfällen aber auch deutlich älter werden. Aufgrund ihrer Zuchthistorie neigen sie außerdem vermehrt zu Herzkrankheiten, Abszessen und Hüftdysplasie. Deutsche Riesenschecken sind weiterhin anfällig für das sogenannte Megacolon-Syndrom, eine Erbkrankheit, die sich in chronischen Verdauungsstörungen und Immunschwächeerkrankungen äußert.

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