Hasen dienten niemals als Haustiere. Kaninchen hingegen wurden schon relativ früh von Menschen domestiziert. Dabei ist bemerkenswert, dass Wildkaninchen ursprünglich nur auf der Iberischen Halbinsel und in Teilen Nordafrikas heimisch waren. Ausgehend von diesem kleinen Ursprungsgebiet konnten sie sich mit wenigen geografischen Ausnahmen weltweit verbreiten. Zwar hat die sprichwörtliche Fruchtbarkeit der Kaninchen ihre Ausbreitung begünstigt, doch auch der Mensch hat seinen Anteil daran: Kaninchen lassen sich leicht halten und vermehren sich von selbst. Sie dienten dem Menschen als Nahrung und auch ihr Pelz war geschätzt. Früheste verbriefte Hinweise auf die gezielte Haltung von Kaninchen als Haustiere stammen aus dem ersten Jahrhundert vor Christus aus Spanien. Die erste schriftliche Erwähnung einer Kaninchenhaltung in Deutschland belegt ein Klosterdokument von 1149.
Zunächst wurden Kaninchen als Nutztiere gehalten, später etablierten sie sich auch als Streicheltiere. Durch die gezielte Zucht kam es immer wieder zu zufälligen Farbmutationen, mit denen weitergekreuzt wurde: der Beginn der modernen Farbschläge. Das ursprüngliche wirtschaftliche Ziel, nämlich möglichst große Tiere zu züchten, veränderte sich. Kleinere und besonders possierliche Kaninchen kamen in Mode. Bereits im 16. Jahrhundert erfreuten sich Zwergkaninchen in der gesellschaftlichen Oberschicht großer Beliebtheit. Mit der industriellen Revolution erlebte die Kaninchenzucht zur Nahrungsgewinnung eine weitere Hochzeit: In den Städten fehlte es an Platz, Schweine oder Schafe zu halten, ganz zu schweigen von Kühen. Das kleine, handliche Kaninchen fand in der urbanen Versorgungsstruktur seinen Platz; nebenher wurde bei dieser Gelegenheit der Grundstein für die organisierte Kaninchenzucht, wie wir sie heute kennen, gelegt. Der erste deutsche Rassekaninchenverein wurde 1880 gegründet.