Die Kenntnis über fressbare und ungenießbare Pflanzen setzt sich aus einer Mischung aus Instinkt, Erfahrung und Neugier zusammen. Über viele Generationen hinweg hat sich bei Kaninchen ein zuverlässiges Wissen darüber etabliert, welche Pflanzen aus ihrer unmittelbaren Umgebung genießbar sind. Dazu trägt schon die Muttermilch bei: Diese übermittelt dem Jungtier relevante Informationen über „gute“ Geschmacksnoten, die es somit bereits erkennt, wenn es beginnt, feste Nahrung aufzunehmen.
Ein guter Teil des Wissens entsteht zudem über die Beobachtung von Artgenossen: Was der Mutter schmeckt, wird auch vom Nachwuchs verzehrt und als essbar kategorisiert. Zudem hilft ihr ausgesprochen feine Geschmacks- und Geruchssinn den Kaninchen bei der Auswahl der Futterpflanzen. Kaninchen sind sogar in der Lage, aus einem Angebot an Kräutern oder Rinde gezielt jene aufzunehmen, die bei bestimmten kleinen Unpässlichkeiten wie Magenverstimmungen medizinische Wirkung zeigen.
Unbekannte Pflanzen testen die Tiere hingegen vorsichtig mit einem winzigen Probebiss: Eventuell giftige Inhaltsstoffe werden dann allenfalls in geringster Menge aufgenommen, die Geschmacksinformationen geben dem Tier aber Aufschlüsse über die Verträglichkeit. Es kommt in der Natur selten vor, dass sich Kaninchen an Pflanzen vergiften. Diese instinktive Selektion funktioniert aber nicht immer. Insbesondere, wenn das Kaninchen auf nicht heimische Pflanzen stößt, die es anhand evolutionär ausgebildeter Instinkte nicht erkennen kann, kann es zum Verzehr schädlichen Pflanzenmaterials kommen. Kulturflächen wie Gärten und Parks bergen daher durchaus Gefahren für hungrige Mümmler.
Auch Haustiere, die ihr Futter vom Menschen zugeteilt bekommen, sind darauf angewiesen, nur unbedenkliches Futter zu bekommen.