Rosenköpfchen: Kleinpapageien mit Besonderheiten
05.05.2023 - Lesedauer: 5 Minuten
Agaporniden, besser bekannt als „Unzertrennliche“, kommen in zahlreichen Unterarten vor. Eine der bekanntesten ist das Rosenköpfchen. Das markante Äußere und das witzige Verhalten haben die Rosenköpfchen populär gemacht. Wie alle Unzertrennlichen brauchen die hübschen Kleinpapageien unbedingt einen Partner. In der Pflege sind Rosenköpfchen nicht anspruchsvoller als andere Agaporniden. Dennoch gibt es einige Abweichungen, die sie besonders interessant machen.
Rosenköpfchen sind mit ihren bis zu 17 Zentimetern Länge die größte Agapornidenart. Der natürliche Lebensraum ist durch Trockenwälder, Steppen und Savannen mit lockerem Baumbestand geprägt. Weitere Verbreitungsgebiete finden sich an Waldrändern, Flussufern und sogar siedlungsnah in der Nähe von Ackerflächen. In der Regel sind Rosenköpfchen in Kleingruppen bis zu zwanzig Tieren unterwegs; in besonders günstigen Lebensräumen wie an Wasserstellen kann ein Schwarm sogar mehrere Hundert Tiere umfassen.
Eine kuriose Besonderheit demonstrieren Rosenköpfchen beim Nestbau: Nistmaterial wird nicht im Schnabel oder in den Krallen transportiert, sondern im Gefieder festgesteckt. Auch die Nestform ist ungewöhnlich; während andere Agaporniden Kobel bauen, fertigen Rosenköpfchen napfförmige Nester. In Deutschland bekannt sind Rosenköpfchen seit 1860 – damals kamen die ersten Vögel auf den Kontinent. 1869 gelang Alfred Brehm unter Zoobedingungen die erste erfolgreiche Nachzucht. In ihrer Heimat werden Rosenköpfchen leider als Ernteschädlinge verfolgt. Experten schätzen aktuell den Bestand in freier Wildbahn auf gerade noch 100 000 Vögel.
Das Gefieder der naturfarbenen Rosenköpfchen, wie sie in Afrika vorkommen, ist von einem kräftigen Grün. An der Stirn ansetzend, setzt sich bis zur Unterbrust der lachs- oder rosenfarbene Latz fort, der dem Rosenköpfchen seinen Namen gab. Bürzel und Schwanzdeckengefieder sind blau. In Gefangenschaft und durch menschliche Zuchtselektion haben sich einige weitere Farbschläge herausgebildet, darunter Lutino (Reingelb), Blau, Olivgrün und Pastellblau, jeweils mit rosa Latz.
Als Halter von Rosenköpfchen musst du dich an eine gewisse Geräuschkulisse gewöhnen: Die Lautäußerungen der Vögel schwanken zwischen sanftem Gezwitscher und schrillem Geschrei. Das mal zwei: Die Einzelhaltung von Papageien ist nicht tierschutzkonform und insbesondere für Agaporniden nicht zumutbar. Für diese Vögel kommt nur die Paarhaltung infrage. Vergewissere dich unbedingt vor Anschaffung der Tiere, ob deine Nachbarn das Mitteilungsbedürfnis der Vögel tolerieren. Die Mindestmaße der Unterkunft für ein Pärchen betragen 60 x 100 x 120 Zentimeter (Länge x Breite x Höhe). Ideal ist die Unterbringung in einer Voliere, auch eine Außenvoliere ist möglich. In beiden Fällen solltest du auf lackierte Gitter verzichten. Agaporniden benagen die Stangen, sodass sich Lack lösen könnte.
Als Zimmervögel benötigen die Tiere viel beaufsichtigten Freiflug. Verteil an gern angeflogenen Plätzen Vogelspielplätze mit Sitzstangen – das dient ganz neben der Hygiene im Raum. Da Rosenköpfchen gern baden, sollte ihnen immer ein frisch gefüllter Badenapf zur Verfügung stehen. Spielzeug und Ausstattung wählst du aus Naturholz; Rosenköpfchen benagen die Stangen und halten damit auch ihren Schnabel fit. Unterschätz den Nagetrieb nicht: Trotz der geringen Körpergröße ist er viel ausgeprägter als etwa beim Wellensittich. Besonders beliebt beim Rosenköpfchen sind übrigens bewegliche Sitzplätze wie Schaukeln und Ringe sowie nachfedernde Sitzstangen – die werden in der Unterkunft einfach nur einseitig befestigt. Eine weitere Besonderheit: Rosenköpfchen sollten ein nach vorne offenes „Schlafhäuschen“ (Achtung: nicht zu verwechseln mit einem Nistkasten!) in dem Vogelhaus haben. Das Rosenköpfchen-Alter beträgt bei guten Haltungsbedingungen etwa 20 Jahre. Werden alle ihre Bedürfnisse erfüllt, sind Rosenköpfchen als Anfängervögel geeignet. Bedenke aber, dass es eher Beobachtungstiere sind und keine anhänglichen Haustiere.
Agaporniden müssen unbedingt paarweise gehalten werden, das ist klar. Wenn eines der Tiere verstirbt, musst du so zeitnah wie möglich einen neuen Partner organisieren. Gerade das ist für Rosenköpfchen-Halter oft ein Problem, denn: Ein verwitwetes Rosenköpfchen lässt sich nicht ohne Weiteres mit einem anderen Single verpaaren. Die Unzertrennlichen dieser Art wollen sich ihren Partner selbst aussuchen – ansonsten kann es Ärger in der Voliere geben. Aus diesem Grund haben sich unter Agaporniden-Haltern regelrechte „Partnervermittlungen“ etabliert. So haben einsame Vögel die Möglichkeit, sich ganz nach Instinkt einen neuen Partner zu suchen. Übrigens: Eine Vergesellschaftung mit anderen Vögeln ist nicht zu empfehlen. Rosenköpfchen sind sogar innerhalb des Schwarms recht zänkisch und rabiat – nur Pärchen halten zusammen wie Pech und Schwefel.
Auf dem natürlichen Speiseplan des Rosenköpfchens stehen Samen von Gräsern, Sonnenblumenkerne, Hirse und Kulturgetreide wie Mais. Abhängig vom Nahrungsangebot haben einzelne Gruppen in der Natur auch Mäuse als Futterquelle entdeckt; für einen Papagei sicherlich nicht die Regel. Für deine Heimvögel musst du natürlich keine Mäuse besorgen. Reich eine hochwertige Agaporniden-Futtermischung mit Hirsesaaten und Hafer als Basisfutter – etwa 10 Gramm pro Vogel und Tag – und ergänz diese mit Grünfutter. Sonnenblumenkerne oder ölhaltige Saaten wie Nigersaat und Hanf bitte nur sehr sparsam füttern.
Rosenköpfchen für Obst, Gemüse und Kräuter zu interessieren, kann zur Geduldsprobe werden. Wie viele Papageien sind die Vögel unbekanntem Futter gegenüber misstrauisch, manchmal dauert es, bis sie davon probieren. Sei geduldig. In diesem Fall hilft nur, es immer wieder anzubieten. Für den Stoffwechsel und die Versorgung mit Mineralstoffen stellst du außerdem Grit, Kalkpicksteine und stets sauberes Wasser zur Verfügung.
Rosenköpfchen gehören zu jenen Vögeln, die in der Regel weniger zahm werden, ihren Halter dafür aber mit ihrem entzückenden Verhalten erfreuen. Der Zutraulichkeit kannst du mit viel Geduld und dem Einsatz von Kolbenhirse nachhelfen: Grundlektionen wie das Aufsteigen auf die Hand oder das Reagieren auf den Namen sollten auch für die tendenziell zurückhaltenden Tiere kein Problem sein. Doch selbst das zahmste Rosenköpfchen wird nicht anfangen zu sprechen. Unzertrennlichen eignen sich daher vor allem für Vogelfreunde, die die Tiere beobachten möchten.
SteckbriefRosenköpfchen
Herkunft | südwestliches Afrika |
Größe | 15 – 17 Zentimeter |
Gewicht | 46 – 63 Gramm |
Aussehen | kräftiger fleischfarbener bis gelblicher Krummschnabel, kurzer, spitz abgerundeter Schwanz, kleiner Körper mit großem Schnabel, schwach ausgeprägter Augenring |
Gefieder | naturfarben grün mit lachsrosa Färbung von der Stirn zur bis Oberbrust; Schwanzdecke und Bürzel blau; in Gefangenschaft verschiedene Farbschläge (gelbe und blaue Vögel sowie abweichende Grüntöne) etabliert |
Lebenserwartung | bis 20 Jahre |
Charakter | aktiv, lautstark, selbstbewusst, vorsichtig
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