Kaninchen und Augenkrankheiten: So kannst du helfen
05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Mit ihren großen, meist dunklen Augen und ihrem ruhigen Blick gewinnen Kaninchen die Herzen der Tierfreunde. Allerdings sind ihre Sehorgane sehr anfällig für allerlei Krankheiten. Wenn du merkst, dass die Augen deines Mümmlers an Glanz verlieren oder ungewöhnliche Sekrete absondern, benötigt das Tier schnell ärztliche Hilfe.
Die Augen der Wildkaninchen sind perfekt an ihre Lebensweise angepasst: Sie befinden sich seitlich am Kopf und sind leicht vorstehend positioniert, sodass die stets fluchtbereiten Tiere einen fast kompletten Rundumblick haben. Die Augenpartie ist zudem weniger behaart, damit der Pelz nicht den Blick verdeckt. So ist es für Beutegreifer nicht allzu leicht, sich unbemerkt an ein Kaninchen heranzuschleichen. Das räumliche Sehen, mit dem Kaninchen die Umwelt dreidimensional wahrnehmen können, ist auf circa 20 Grad beschränkt. Das heißt: Den Scharfblick hat der Mümmler nur für Dinge, die sich frontal ihm gegenüber abspielen.
Alles was sich ganz exakt vor seiner Nase befindet, liegt für das weitsichtige Kaninchen im toten Winkel; dafür spielen Geruchssinn und die Tasthaare an der Schnauze eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung. Bei manchen Hauskaninchen ist das Gesichtsfeld kleiner, etwa weil sie üppigeres Fell oder Hängeohren haben. Die Farbwahrnehmung der Kaninchen ist eingeschränkt, da ihnen Rezeptoren für rotes Licht fehlen: Sie sehen nur zwei Grundfarben. Da ihre Pupillen stets geweitet sind, werden Kaninchen bei hellem Licht geblendet. Sie haben ein zusätzliches Augenlid, die durchsichtige Nickhaut. Anders als bei anderen Tieren bedeckt dieses Lid, das zum Beispiel vor Zugluft und Staub schützt, nicht das ganze Auge.
Augenkrankheiten sind bei Kaninchen ziemlich verbreitet und müssen umgehend behandelt werden, da sonst das Risiko besteht, dass sie chronisch werden. Erkrankungen der Sehorgane sind relativ einfach zu erkennen, da sie als Begleitsymptome meist offensichtliche Ausflüsse, Schwellungen und Rötungen ausbilden. Bei Verletzungen der Hornhaut werden die Kaninchen zusätzlich lichtempfindlich, blinzeln auffällig oder halten die Augen geschlossen. Manche Kaninchen haben natürliche Pigmentflecken in den Augen. Solche individuellen Merkmale sind keine Krankheit, können aber bei der Diagnose in die Irre führen.
Neben mechanischen Verletzungen am Auge durch Fremdkörper oder Auseinandersetzungen gibt es eine Reihe gängiger Augenkrankheiten beim Kaninchen.
- Dacryocystitis: Wenn die Tränen-Nasen-Kanäle verstopft sind, stecken meist Zahnprobleme oder eine bakterielle Infektion dahinter. Es kommt zu einem flüssigen oder – bei bakteriellen Ursachen – milchigen Ausfluss, der zu einer nassen Umgebung der Augen und Verkrustungen bis hin zu partiellem Haarausfall führt. Der Tierarzt kann hier meist mit einer Zahnbehandlung oder der Spülung der Tränenkanäle und Antibiotika helfen.
- Konjunktivitis: Bindehautentzündungen können durch verschiedene Faktoren auftreten. Sie äußern sich in Rötungen und Schwellungen Augenschleimhaut. Es kann zusätzlich zu Ausfluss kommen. Auch Allergien oder Verletzungen können eine Bindehautentzündung verursachen; in der bakteriellen Variante kann sie von Tier zu Tier übertragen werden. Die Behandlung dieser Augenentzündung beim Kaninchen erfolgt über lokal angewendete Salben oder Tropfen.
- Keratitis: Hierbei handelt es sich um eine Verletzung der Hornhaut, die sehr schmerzhaft sein kann. Das Tier zwinkert häufig, gegebenenfalls sind im Auge milchige Stellen oder rötliche Gefäße zu erkennen. Neben mechanischen Auslösern können Krankheiten wie Myxomatose oder Kaninchenschnupfen von einer Keratitis begleitet sein. Zur Behandlung werden Tropfen oder Salben verabreicht.
- Grauer und grüner Star: Linsentrübung oder Glaukome können verschiedene Ursachen haben: Vorbelastungen wie Diabetes oder Aderhautentzündungen begünstigen die Krankheiten. Je nach Einzelfall kann eine Behandlung mit Medikamenten helfen, zum Beispiel um den Augeninnendruck zu normalisieren. Der graue Star ist eine relativ verbreitete Alterserscheinung.
- Exophthalmus: Dabei tritt das Auge stark hervor. Auslöser können Tumore, Zahnprobleme und Abszesse sein. In der Regel wird hier operativ eingegriffen, unter Umständen muss das betroffene Auge entfernt werden. Übrigens: Einseitig blinde Kaninchen kommen im Alltag in vertrauter Umgebung erstaunlich gut zurecht.
- Fettaugen sind eine Erbkrankheit, bei der das Augenlid hängt und unter dem Auge ein Bindehautsack zu sehen ist; die Krankheit offenbart sich erst beim erwachsenen Tier und muss normalerweise nicht behandelt werden.
- Nickhautvorfall: Verletzungen, Traumata, Infektionen und organische Erkrankungen können dazu führen, dass die Nickhaut sich dauerhaft über das Auge schiebt.
Wenn du eine Augenkrankheit oder Verletzung bei deinem Kaninchen vermutest, gehst du wie folgt vor:
Was tun bei Augenkrankheit ?
- Reizarme Umgebung: Sorg dafür, dass das erkrankte Kaninchen an einen geschützten Ort kommt, an dem es keiner Zugluft, Wind, direkter Sonneneinstrahlung, hellem Licht oder beeinträchtigter Luftqualität (Zigarettenrauch, Dämpfe) ausgesetzt ist.
- Erstbegutachtung: Versuch herauszufinden, ob eine mechanische Reizung durch einen Fremdkörper vorliegt, etwa durch einen unter das Augenlid geratenen Strohhalm. Achtung: Versuch nicht, solche Fremdkörper selbst zu entfernen. Es besteht akute Verletzungsgefahr!
- Tierartzbesuch: Der Tierarzt kann störende Objekte fachmännisch entfernen und Verletzungen der Hornhaut erkennen, wenn kein Fremdkörper zu finden ist. Handelt es sich nicht um eine Wunde, sondern um eine Erkrankung, leitet er entsprechende Therapien ein.
- Medikation: Am Auge werden in der Regel Tropfen oder Salben angewendet. Augentropfen sind einfacher zu applizieren, Salben wirken für einen längeren Zeitraum. Um dem Kaninchen Tropfen oder Salbe zu verabreichen, halt es am besten am Boden sitzend fixiert: Das ist für das Tier stressfreier, als wenn du es hochhebst.
- Spülungen: Bitte führ Augenspülungen niemals mit Kamillentee durch, auch wenn das Hausmittel vielerorts noch empfohlen wird. Benutz stattdessen Tränenersatzflüssigkeit oder Kochsalzlösung aus der Apotheke. Befeuchte damit Wattepads oder Kompressen und wisch von außen nach innen über die Wimpern des Tieres. Wichtig: Bei jedem Wischen musst du ein frisches Pad verwenden.